[Tutorial] Improvisation in B-Moll

Benutzeravatar

von mjchael
Auf Youtube habe ich ein nettes Video zu einer Improvisation in Bm gesehen.
Hier eine verkürzte Erklärung in deutsch.

Die D-Dur bzw. Bm-Skala:
Code: Alles auswählen
             III      V
 E ||---|-F#|-G-|---|---|-
 H ||---|-C#|-D-|---|---|-
 G ||---|-A-|---|-B-|---|-
 D ||---|-E-|---|-F#|---|-
 A ||---|-B-|---|-C#|---|-
 E ||---|-F#|-G-|---|---|-
Wie ihr seht ist der Aufbau der Skala ziemlich einfach.
neben den leeren Saiten kommt kontinuierlich der 2 Bund zum Einsatz
Code: Alles auswählen
             III      V
   ||---|-F#|---|---|---|-
   ||---|-C#|---|---|---|-
   ||---|-A-|---|---|---|-
   ||---|-E-|---|---|---|-
   ||---|-B-|---|---|---|-
   ||---|-F#|---|---|---|-
Auf der B-Saite und den beiden E-Saiten haben wir kleine Sekunden (nur ein Bund Abstand)
Code: Alles auswählen
             III      V
    ||---|-F#|-G-|---|---|-
   ||---|-C#|-D-|---|---|-
   ||---|---|---|---|---|-
   ||---|---|---|---|---|-
   ||---|---|---|---|---|-
   ||---|-F#|-G-|---|---|-
auf den anderen haben wir große Sekunden (zwei Bünde Abstand)
Code: Alles auswählen
             III      V
    ||---|---|---|---|---|-
   ||---|---|---|---|---|-
   ||---|-A-|---|-B-|---|-
   ||---|-E-|---|-F#|---|-
   ||---|-B-|---|-C#|---|-
   ||---|---|---|---|---|-
Von daher ist die Skala sehr leicht zu lernen.

In der D-Dur bzw. Bm-Skala erwarten wir laut Quintenzirkelfolgende Akkorde
G D A A7
Em Bm F#m F#7
Code: Alles auswählen
[tabs]G D A A7[/tabs]
[tabs]Em Bm F#m F#7[/tabs]
(Die codes gebe ich euch an, wenn ihr selbst die Akkordfolge irgendwo einfügen oder bearbeiten wollt.)

Für unsere Improvisation verwenden wir folgende Akkordprogression
Bm G Em F#
oder
Bm G Em F#7
Code: Alles auswählen
[tabs]Bm G Em F#[/tabs]
oder
[tabs]Bm G Em F#7[/tabs]
Optimal ist der Workshop natürlich für diejenigen, welche die ersten Barré-Akkorde gelernt haben.
Bm-Akkord
F#m-Akkord

Du musst nur eine ungefähre Ahnung von diesen Akkorden haben. Und für die Improvisation brauchst du auch nicht unbedingt alle Finger eines Akkordes sauber auflegen, denn es reicht für die Improvisation auch der Basston aus.
Code: Alles auswählen
E -----------------|
B -----------------|
G -----------------|
D -----------------|
A -2---------------|
E -----3---0---2---|
   Bm  G   Em  F#
Spielt jeden Basston einen Takt lang und improvisiert darüber.
Als Fingersatz gilt als Faustformel:
Zeigefinger = 2. Bund (besonders Bass von Bm)
Mittelfinger = 3. Bund (besonders Grundton von G-Dur)
Ringfinger = 3. oder 4. Bund
Kleine Finger = meist 4. Bund
Fällt einer der Finger für den Basston oder einen anderen Akkordton aus,
sollte klar sein, dass die anderen Finger entsprechend nachrücken.

Auch wenn man Barré-Akkorde greift, müssen nicht alle Finger verwendet werden, wenn sie nicht gebraucht werden.
Zudem kann man sehr offt die leeren Saiten nutzen. Auch wenn diese leere Saite kein Akkordton ist, ergibt sich durch deren Einsatz oft eine Interessante Färbung des Akkordes.

Hier eine kleine Aufstellung, was man erhält, wenn man eine bestimmte leere Saite bei dem entsprechenden Akkord benutzt.
Code: Alles auswählen
-E-||-Bsus4-|-G6-|-Em--|-F#7-----
-H-||-Bm----|-G--|-Em--|-F#------
-G-||-Bm6---|-G--|-Em--|-F#add9b-
-D-||-Bm----|-G--|-Em7-|-F#6-----
-A-||-------|----|-----|---------
-E-||-------|----|-----|---------
Also :
Bm + leere E-Saite = Bsus4 (oder je nach dem Bm /add11)
F# + leere E-Saite = F#7
Da wo sich der Akkord nicht verändert, ist die leere Saite gleichzeitig auch ein Akkord-Ton.

Die englischsprachige Video-Anleitung gibt eich eine gute Vorstellung, von dem, was man machen kann.
Wie ihr sehen werdet, verwendet er oft den Daumen der Greifhand für den Basston. Das klappt oft, wenn das Griffbrett nicht zu breit ist.
Dieses Video gab mir übrigens den Anlass für dieses kleine Tutorial.
The "Endless Loop" Chord Progression For Breathtaking Improv (w/ Soloing Tips) - Guitar Lesson
Der Beitrag ist Creativ Common.
Quelle:


Ich hoffe meine Beschreibung erleichtert denjenigen, die nicht ganz so fitt im Englischen sind, das Video zu verstehen.

Viel Spaß beim Ausprobieren.

Gruß Mjchael
Benutzeravatar

von GuitarRalf
Aloha,

zum Ausprobieren der Fingerstyletechnik bin ich noch gar nicht gekommen. Für die Virtuosität im Video gibt´s von mir ein ()/

Die Akkordfolge eckte irgendwie immer an. Ich meine, es hieß, wenn man eine Geschichte erzählen will, dann ist die Eins das Zuhause. Hier sollte Bm die I sein, jedoch fühlte es sich für mich nicht so an, als wenn das Bm die I ist. Vielleicht verhör ich mich da auch nur, weil ich eine kadenzielle Wirkung einer Akkordfolge vorraussetze. Eigentlich bedeutet endlos ja auch, dass es keine Schlusswirkung gibt, obwohl ich mit dem Fis immer ein Ende hörte, und das Bm eine Erwartungshaltung kreierte. Oder es lag daran, dass ich nicht wirklich verstanden hab, was er erzählte.

Trotz allem überlegte ich mir mal etwas zum Bm. Als 1.) Welche Stufenakkorde sind mit einer Bm- Akkordfolge gemeint, und welche Funktion haben sie. Als Paraller Mollakkord zu D- Dur erhielt ich
Code: Alles auswählen
D-Dur
1 2 3   4 5  6  7
D E F# G A H C#

maj7 m7 m7 maj7 dom7 m7 m7b5
daraus folgerte ich:
Code: Alles auswählen
umgestellt nach B(B=H):
1  2  3  4  5  6  7
B C# D E F# G A

m7 m7b5 maj7 m7 m7 maj7 dom7
Das G- Dur und das Fis-Dur passt irgendwie damit nicht überein.
Deshalb versuchte ich den Umweg über H-Dur:
Start H-Dur ( B Major )
Code: Alles auswählen
B Major
1  2  3   4   5   6    7
B C# D# E F# G# A#

B Harmonic Minor
1 2   b3 4 5  b6 7
B C# D E F# G A#

Bm : B,D,F#      Interv. 3-4
C# : C#,E,G            3-3
D  : D,F#,A#          4-4
E  : E,G,B              3-4
F# : F#,A#,C#       4-3
G  : G,B,D             4-3
A# :A#,C#,E          3-3

Bmin C#dim Daug Emin F# G A#dim
Aus einem älteren Post:
Der kleine Mollseptakkord h-d-fis-a chrktrsrt die I. Stufe in h-Moll
Der kleine Mollseptakkord h-d-fis-a chrktrsrt die II. Stufe in A-Dur
Der kleine Mollseptakkord h-d-fis-a chrktrsrt die III. Stufe in G-Dur.
Der kleine Mollseptakkord h-d-fis-a chrktrsrt die IV. Stufe in fis-Moll
Der kleine Mollseptakkord h-d-fis-a chrktrsrt die VI. Stufe in D-Dur

Damit überlegte ich mir, dass ich ja den Quintsextakkord einbringen könnte.

( Def.: 1. Umkehrung des Septimenakkordes mit Terz als Basston ) Hier das G, weil die Terz vom G-Akkord das H ( engl. B) ist. Gibt es dafür ( nach der Umkehrung) eine abgeänderte Funktionsbezeichnung ?

Damit erhielt ich eine Akkordfolge, bei der ich mit Bm starte und ende. A7 G7 war wieder ein Rückfall in alte Spuren.
x24432
x54332
x7575x
x98676
7957xx
575655
355422
x24432
%X/X.2/1.4/4.4/3.3/2.2/1[Bm] %X/X.5/4.4/3.3/2.3/2.2/1[Daug] %X/X.7/3.5/1.7/4.5/1.X/X[Em7] %X/X.9/4.8/3.6/1.7/2.6/1[F#]
%7/3.9/4.5/1.7/2.X/X.X/X[Gj7/B] %5/1.7/3.5/1.6/2.5/1.5/1[A7] %3/1.5/3.5/3.4/2.5/4.3/1[G6] %X/X.2/1.4/4.4/3.3/2.2/1[Bm]
Sk°l

Edit: Grund waren Rechtschreibfehler.
Zuletzt geändert von GuitarRalf am 25.10.2017, insgesamt 1-mal geändert.

von slowmover
Funktionsharmonik ist eigentlich nicht erforderlich um solch eine Progression schön finden zu können und dazu zu solieren.
Erst recht reicht natürlich nicht immer eine Standardkadenz für die Analyse einer Akkordprogression aus. Auch ein recht profanes Popstück kann
bereits eine erweiterte Kadenz haben und tonleiterfremde Akkorde haben. Also Stufentheorie hilft dann auch nicht.

Gestalte doch das Ende bewusst mit einer offenen Frage (z.B. Fis 7-9) statt einer Schlusskadenz.

Also mir gefällt die Akkordprogression ausserordentlich gut um kreativ zu daddeln.
Benutzeravatar

von mjchael
Wenn sich für dich der Akkord Bm nicht so anhört, als sei es der Grund-Akkord (Tonika in Moll),
dann setze mal alles einen Ton runter und spiele es mal in Am (nur die Akkordfolge)
Am F Dm E
Code: Alles auswählen
[tabs]Am F Dm E[/tabs]
In der Tonart Am kennt man sich meist besser aus.
Die Verbindung vom E nach Am (Quinte abwärts) sollte eigentlich ausreichen um Am als Schluss-Akkord festzulegen.
Sollte es nicht deutlich genug sein, dann spiele den E7.
Am F Dm E7
Code: Alles auswählen
[tabs]Am F Dm E7[/tabs]
Aber gehen wir ein klein wenig ins Eingemachte, dann erkennst du, warum die Akkordfolge eigentlich funktionieren müsste:

Wenn du ein wenig in der Tonart herum spielst, wirst du möglicherweise erkennen,
dass hier eine II-V-I-Verbindung versteckt ist.
Wer von den stillen Mittlesern das noch nicht kennt, der sollte mal nach der Countdown-Progression (Quintfall-Sequenz oder Diatonischer Quintfall) forschen.
Am7 Dm7 G7 Cmaj7
%X/X.X/X.3/3.2/2.1/1.0/0[Fj7] %X/X.2/1.3/3.2/2.3/4.X/X[Bm7b5] Esus4 E7
Code: Alles auswählen
[tabs]Am7 Dm7 G7 Cmaj7[/tabs]
[tabs]%X/X.X/X.3/3.2/2.1/1.0/0[Fj7] %X/X.2/1.3/3.2/2.3/4.X/X[Bm7b5]  Esus4 E7[/tabs]
siehe auch folgenden Beitrag mit Beispielen und weiteren Varianten:
post378830.html#p378830

Vergleiche dazu die Töne bzw. Akkorde einer C-Dur-Tonleiter im Quintenzirkel
Fj7 Cj7 G7 Dm7 Am7 Em7 (E7) Bm7b5

Jetzt fragst du dich vielleicht wo die II-V-I versteckt ist:
Vergleiche mal die Töne vom Bm7b5 und vom Dm
Bm7b5 = B + D + F + A
Dm = D + F + A

Du könntest also dem Dm auch als Bm7b5 ohne Grundton interpretieren
und vielleicht entdeckst du jetzt die versteckte II-V-I-Verbindung:

Am | F Dm E7 (ursprüngliche Akkordfolge einen Ton tiefer)
Am7 | Fj7 Bm7b5 E7 (Quintfall-Sequenz)

Also ist unsere vereinfachte Akkordfolge sehr dicht dran.
Das ist mir beispielsweise bei dem Lied "I will survive" aufgefallen, wo man auch meist den Dm anstelle des Bm7b5 findet.
Also wenn dir in Zukunft nochmal Dm E7 | Am begegnet, versuche mal Bm7b5 E7 | Am. Es klingt oft interessanter.

oder alles ein Ton höher um wieder bei unserer ursprünglichen Akkordfolge zu sein:
Em F#7 | Bm begegnet, versuche mal C#m7b5 F#7 | Bm

Der C#m7b5 kann folgendermaßen gespielt werden:
C#m7b5 %X/X.3/1.4/3.3/2.4/4.0/0[C#m7b5]
Code: Alles auswählen
[tabs]C#m7b5 %X/X.3/1.4/3.3/2.4/4.0/0[C#m7b5][/tabs]
Als Akkord würde ich meist die zweite Variante spielen, Aber die erste Variante kann für die Improvisation hilfreich sein.

Das blöde am C#m7b5 ist, dass der Basston im 4. Bund die übrigen Finger für die Improvisation einschränkt.
Durch die Umdeutung zum Em wird die improvisation für die Anfänger in der Bm-Tonart viel einfacher.
Man improvisiert quasi über einen C#m7b5/E
( C#m7b5 mit E im Bass )
Klimpere also noch mal ein wenig weiter in der Tonart Bm, und du fängst es auch an zu hören.

Wenn nicht, höre dir eine Weile folgende Beispiele an:
https://de.wikibooks.org/wiki/Gitarre:_ ... uintenfall
(Beispiele mit Links zu Youtube)

Natürlich kannst du auch ab und zu mal versuchen (wenn es passt) anstelle der leeren E-Saite im Bass ein C# im Bass zu spielen.
(A-Saite 4. Bund.) Da muss man halt ein wenig herumprobieren, bis man gescheite Fingersätze findet, aber es ist möglich.

Unsere Akkordfolge im Tutorial ist quasi ein vereinfachter Ausschnitt aus der kompletten Countdown-Progression. Wenn ich die komplette Akkordfolge immer im Kreis spiele und drüber improvisiere (meist in Am) kommt es oft vor, dass ich mal eine Abkürzung zu einem Terzverwandten Akkord nehme. (z.B. von C-Dur nach Am, oder von F-Dur nach Dm etc.) So kommt es auch vor dass ich von Am7 über Am/G nach Fj7 wechsle, und dann von Fj7 aus wieder im Kreis spiele, also ähnlich wie bei dem Tutorial vom Bm nach G gewechselt wird, statt nach Em wie es im Quintfall üblich wäre.

Soviel zur Theorie hinter der Akkordfolge. Zum Üben braucht man das alles nicht unbedingt zu wissen, aber es schadet auch nichts, zumal man eine Vorstellung davon bekommt, wie es später mal weitergehen kann.

Viel Spaß beim weiteren ausprobieren.

Gruß Mjchael
Vergleichbare Themen
Themen Statistiken Letzter Beitrag
40 Antworten 
3654 Zugriffe
von Siddy
1 Antworten 
1443 Zugriffe
von GuitarRalf
18 Antworten 
4400 Zugriffe
von Beastmaster
12 Antworten 
5685 Zugriffe
von Bernd Willimek