Danke für die vielen Antworten. Eine super Community hier! (hätte ich nicht gedacht)
Habe mich mittlerweile durch mehrere Foren gewühlt und sehe das ganze nun mit gemischten gefühlen. Einerseits waren Projekte dabei, wo komplette Laien einen Rectifier nachgebaut haben, der auch wirklich funktioniert hat, andererseits sind manche an den Bausätzen gescheitert.
Ich kann an der Stelle all jene beruhigen, die gedacht haben, dass ich dieses ganze Projekt unüberlegt angehe =) Im Moment befinde ich mich noch in der Ideenphase. Und ich denke das ganze wird letztendlich irgendwo zwischen dem Rectifier und einem Kit landen. Eventuell wird es zum Schluss auch ein Kit, an dem ich dann herumbastle und langsam herausfinde an welchen Parametern ich drehen muss um dein gewünschten Sound zu erhalten. Ich lasse mir auf jeden Fall ausreichend Zeit, damit das ganze zum Schluss auch ein erfolg wird, da ich mir wiegesagt einen Misserfolg nicht leisten kann/will/werde.
Zu den Kosten: Ich denke mit ausreichender Planung, wird der Nachbau um ein Vielfaches billiger. Die Materialkosten für einen Rectifier liegen bei etwa 400-700 Euro (kommt darauf an wie und wo man die Teile herbekommt, eventuell kann ich einiges über die Forschungseinrichtung meiner Uni bekommen, wo ich Nebenberuflich auch angstellt bin) und der Neupreis bei 2400 Euro. Selbst wenn ich das doppelte der Materialkosten (was unrealistisch ist) auslegen müsste, wäre ich noch immer deutlich unter dem Preis.
Außerdem bedeutet für mich eine gründliche Planung: Komplettes Verständnis der Schaltkreise, eigenständiges Durchrechnen der Schaltungen und überprüfen der Dimensionierungen mit den Grenzwerten in den Datenblättern, evtl. Simulation (habe das mit Röhren leider nie gemacht)
Wenn ich hier jetzt natürlich meinen Stundenlohn verrechnen würde, könnte ich mir das Original bestimmt mehrfach kaufen. Bei dem Projekt geht es aber primär darum, dass der Amp (ist für meinen Bruder) so günstig wie möglich wird und für mich den maximalen Lerneffekt hat. Wenn das ganze fruchtet, baue ich für mich selbst noch einen zweiten =)
Um nocheinmal auf die angeführten Punkte einzugehen:
- ein hochprofessionelles Produkt (a la Mesa Rectifier) hinzubasteln
Primär geht es darum einen Amp mit einem vergleichbaren Klangbild zu bauen. Also mit diesem "Modern-Sound" wie er auch oft genannt wird. Einfach stark verzerrt und sehr druckvoll.
- ohne jede Vorkenntnisse (mit Röhren und genau diesem Amp - von dem du ja nicht mal eine Vorstellung hast)
Ich bin zwar Elektronik-Ingenieur und kann mit den Schaltplänen gut etwas anfangen, allerdings lernt man heutzutage nichts mehr über Röhren und es macht einen großen Unterschied ob man ein Schaltnetzwerk aus der elektronischen Sicht versteht und dimensionieren kann und ob man sich aus audiotechnischer Sicht etwas darunter vorstellen kann. Hier spielen einach sehr viele Erfahrungswerte mit, die man in einer normalen Ausbildung nicht mitgeteilt bekommt.
- und ohne praktische Erfahrung
Praktische Erfahrung in Bezug auf den Verstärkerbau habe ich nicht, das stimmt. Allerdings habe ich schon einiges gelötet in meiner Laufbahn (ettliche Mikrokontroller/FPGA/Eval-Boards) Auch SMDs im 0402 Gehäuse, wofür man schon fast chirurgische Präzision braucht, wenn mans mit einem handelsüblichen Lötkolben macht.
- aber dafür soll es auch nichts kosten.
Das habe ich nie behauptet. Die Bauteile dürfen gerne etwas kosten. Nur will ich keine 2400 Euro für ~500 Euro Materialwert ausgeben. Auch wenn ich es als Hersteller genauso verlangen würde =)
Und weil immerwieder geraten wird einen gebrauchten Amp zu kaufen. Ich (bzw. mein Bruder, also wir) haben einen Peavey Valve King 100 Head, der zur zeit für die Live-Auftritte herhalten muss. Das ganze wird über ein Boss ME-70 ins gewünschte Klangbild gebracht. Das ist allerdings eine digitale Modeling-Lösung und ist überhaupt nicht mit einem reinen Röhrensound zu vergleichen. Der Valve King bietet hier leider keine Möglichkeit das ohne einem Effektpedal zu erreichen.
Mods für den Valve King haben wir auch schon überlegt, jedoch wollen wir den nicht anrühren, da der Amp jederzeit für Liveauftritte sowie Bandproben funktionstüchtig sein muss.
Somit muss ein neuer Amp her.
Hat denn jemand Erfahrung damit das Klangbild eines Amps zu ändern? An welchen Parametern muss denn da geschraubt werden? Offensichtlich an den Preamp-Röhren und dessen Widerständen bzw. Kondensatoren. Weiß da jemand genauer bescheid oder hat irgendwelche Links oder Literatur?
LG
Dejan