lauter hat geschrieben:Eine Frage dazu: Was bedeutet das "dim" bei "Hdim"?
Pferd# hat den schon richtig als verminderten Akkord beschrieben.
Exkurs über den Verminderten Akkord
Davon sollst du als Anfänger nur mal was gehört haben, aber du musst es noch nicht wirklich auswendig lernen. Aber es bringt dir viel, wenn du versuchst habwegs zu verstehen, was ich hier erzähle. Aber du musst es nicht so auswendig lernen wie die Tonleiter, den Quintenzirkel und die Akkordtöne der Dur- und Moll-Akkorde.
Du hast gesehen, dass alle 40 Akkorde eine Quinte haben.
Diese ist immer 7 Halbtonschritte vom Grundton entfernt
Quinte vom Grundton C von C-Dur oder C-Moll ist G
C - C# - D - D# - E - F - F# - G
Quinte vom Grundton von G-Dur oder G-Moll ist ein D
G - G# - A - A# - H - C - C# - D
Als Halbtonschritte zähle mal die Bindestriche zwischen den einzelnen Tönen.
Es sind immer 7 Halbtonschritte.
Jetzt gibt es aber auch in der C-Dur-Tonleiter den Abstand zwischen H und F.
Nebenbei:
H ist der 7. Ton der C-Dur-Tonleiter, und wir reden jetzt über den Akkord auf der 7. Stufe der C-Dur-Tonleiter (den man aber nur selten einsetzt.)
In der Tonleiter ist F der fünfte Ton nach dem H (wenn H der erste ist)
H C D E F
Fünf Töne heißt erst einmal, dass es eine Quinte ist. Denn Quinte ist primär nichts anderes als eine Ordnungszahl (der erst, der zweite... der fünfte).
Aber zähle mal die Halbtonschritte
H - C - C# - D - D# - E - F
Das sind nur 6 Halbtonschritte und keine 7.
Es ist immernoch eine Quinte, aber durch den fehlenden Halbton ist es eine Verminderte Quinte.
Bei Quinten und Quarten unterscheidet man
die reine Quinte (5) und
die reine Quarte (4) sowie
die verminderte Quinte (5b) und
die übermäßige Quinte (5#) sowie
die verminderte Quarte (4b) und
die übermäßige Quarte (4#)
Die verminderte Quinte (5b) wird öfter mal eingesetzt, und
die übermäßige Quarte (4#) oder deren Oktave (11#) tauchen auch ab und zu mal auf. Es lohnt sich also irgendwann mal die zu üben. (Hat aber noch Zeit. Viel Zeit.)
Die verminderte Quarte (4b) und die übermäßige Quinte (5#) bleibt doch eher den Jazzern vorbehalten. (Brauchst du also erst zu üben, wenn sie irgendwann mal in einem Stück gefordert sein sollten.)
Die reine Quarte (4) und die reine Quinte (5) kommen so oft vor, dass man sich üblicherweise das "reine" bei der Bezeichnung schenkt. Solange nichts anderes gesagt hat, und solange nicht irgendwo noch ein verminderter oder übermäßiger Akkord herumgurkt sagt man nur Quinte und Quarte, und rechnet auch mit nichts anderem.
Bei den anderen Intervallen Sekunde, Terz, Sexte und Septime unterscheidet man generell zwischen großen und kleine Intervallen.
Vom Grundton zur großen Terz sind 4 Halbtonschritte
C - C# - D - D# - E (vgl. C-Dur)
Vom Grundton zur kleinen Terz sind 3 Halbtonschritte
D -D# - E - F (vgl. Dm)
Die große Terz vom Grundton aus nennt man auch Dur-Terz.
Bei Akkorden wird immer angenommen, dass neben dem Grundton auch die Dur-Terz und die reine Quinte mit dazu kommt.
Das sieht man daran, dass man für den Akkord eigentlich nur einen Großbuchstaben braucht (und zwar der Grundton).
Bei Moll-Akkorden kommt die kleine Terz hinzu. Diese nennt man dann Mollterz. Anstelle bei den Akkorden eine 3b hinzu zu schreiben, setzt man einfach ein "m" danach.
Soviel sollte schon klar sein.
Hdim besteht aus den Tönen H D F
Von H nach F haben wir gesehen, dass es eine verminderte Quinte ist (5b)
Von H nach D sind es wieviele Halbtonschritte?
H - C - C# - D
Bindestriche zählen!
Es sind 3 Halbtonschritte, also ist es eine Moll-Terz.
Der Akkord heißt also korrekt
Hm5b
Oft kommt noch ähnlich wie beim G7 eine Septime hinzu
Hm5b7
Allerdings nennt man die 7 immer vor den übrigen Intervallen.
Also korrekt: Hm7b5
Du merkst wie langsam aus einem harmlosen Akkord ein Akkordmonster wird, was das Aufschreiben angeht.
Hdim7 schreibt sich kürzer als
Hm7b5
Zudem hat ein verminderter Akkord solch einen speziellen Klang, dass man mit der Silbe "dim" auch gleich den Höreindruck vermittelt bekommt.
Zumindest, wenn man den Akkord schon mal öfter gespielt hat.
Doch er wird vorwiegend von Jazzern und ab und an von ein paar Blues-Spielern eingesetzt.
Bei einfachen Liedern in Schlager, Pop, Rock und Folk taucht ein Dim-Akkord nur selten auf, so dass er wie schon gesagt etwas stiefmütterlich behandelt wird.
Hdim besteht aus den Tönen H D F
G7 besteht aus den Tönen G H D F
Also wird oft versucht, den Hdim als einen G7 ohne Grundton umzudeuten, oder ihn durch einen G7 (mit Grundton) zu ersetzen.
Hdim7 besteht aus den Tönen H D F A
lässt man den Grundton H weg, hat man D F A, was nichts anderes als ein Dm-Akkord ist. Oftmals begnügt man sich mit dem Dm-Akkord und vergibt damit einen schönen Spannungsverlauf.
Sogar bei Songs, wo er wirklich extrem gut reinpassen würde (wie mein Lieblingsbeispiel "I will survive") versucht man ihn oft durch Alternativen zu ersetzen (was auch meist gelingt.)
Wenn du mal so weit bist, dass du dich auch mit einfachen Jazz-Akkorden auseinandersetzt, wirst du ihn öfter einsetzen.
http://de.wikibooks.org/wiki/Gitarre:_D ... a-Rhythmen
Aber die meisten Songs kommen ohne einen Dim-Akkord aus.
Das meiste sind halt Dur- und Moll-Akkorde.
Und die Intervalle zu lernen ist sehr wichtig,
denn ohne Dur- und Moll-Akkorde geht fast gar nichts.
Der Dim kann noch warten.
Es reicht, dass du schon mal was von dem gehört hast,
aber du musst dich erst näher mit dem befassen, wenn du jazzigere Akkordfolgen spielen willst.
Der Normalfall bei Akkorden ist
Grundton - Dur-Terz - Quinte
oder
Grundton - Moll-Terz - Quinte
Was darüber hinausgeht muss extra gekennzeichnet werden.
Doch das ist ein anderes Kapitel, und übersteigt dieses Tutorial.
Gruß Mjchael