Auf der Suche nach Inspiration suchen wir nach immer neuen Vorbildern, denen wir nacheifern können – das gilt natürlich auch für Gitarristen! Wir betrachten, was ihr Spiel ausmacht und wie du von ihrem Wissen und ihrem Stil profitieren kannst!
1. BB King
Gefühl ist alles
BB King gilt vielen als der einflussreichste und ausdruckstärkste Blues-Gitarrist aller Zeiten. Mit Songs wie „The Thrill Is Gone“ oder „Lucille“ prägt er noch immer Gitarristen auf der ganzen Welt. Wir haben BB King in unsere Liste aufgenommen, da er der unangefochtene Meister des gefühlvollen Vibratos ist!
Das BB King Vibrato
Vibrato, also die Fähigkeit, den Ton mittels kleinster Fingerbewegungen schwingen zu lassen, fügt dem Klang einzelner Noten eine neue Ebene hinzu – aus Klängen wird Musik! Das Vibrato von BB King besteht dabei weniger aus starken Noten-Schwankungen, sondern vielmehr aus sehr schnellen, flachen Vibratos.
Das nicht umsonst als Butterfly-Vibrato bezeichnete Spiel gibt den Klängen eine ungemein kraftvolle und gefühlvolle Tiefe. Besonders bei Soli und langsamen Passagen aus Einzelnoten hilft es dabei, die Musik lebendig werden zu lassen!
2. James Hetfield
Perkussives Downpicking
Der Sänger und Rhythmusgitarrist von Metallica gilt unter vielen Gitarristen als großes Vorbild für schnelles, kompromissloses Riffing. Besonders beeindruckend und richtungsweisend ist dabei vor allem Hetfields rechte Hand: Beinahe alle Rhythmusparts von Metallica spielt der Ausnahmegitarrist mittels Downstrokes!
Galoppierende Downstrokes
Hetfields Riffs imponieren vor allem durch die unglaubliche Energie und die Aggression, die den Parts innewohnt. Dies wird vor allem dadurch erreicht, dass die Kraft der angeschlagenen Note immer gleich hoch ist.
Während bei einem klassischen Wechselschlag ein gewisses, dynamisches Auf und Ab auftreten kann, sind schnell gespielte Downstrokes beinahe wie Schläge auf eine Snare Drum: Schnell, perkussiv und von gleicher Dynamik.
Durch die rhythmischen Variationen innerhalb der Riffs, zum Beispiel der Wechsel von 16tel auf Triolen, verlieren die Parts von James Hetfield jedoch nichts an Musikalität – es wirkt beinahe, als übersetze er ein Schlagzeug-Beat auf sein Instrument!
3. Tosin Abasi
Fingertechnik vom Allerfeinsten
Tosin Abasi gilt als Wegbereiter einer neuen, noch in der Entstehung befindlichen Art des Umgangs mit der Gitarre. Der Frontman der progressiven Metalband Animals as Leaders fällt durch ein völlig neues, wahnsinnig technisches Spiel auf.
Während es beinahe unmöglich ist, einen Animals as Leaders Song zu zählen (Taktwechsel und Tempo-Veränderungen!), ist besonders seine Spieltechnik beeindruckend neu. Der meist mit 8-Saitigen Gitarren ausgerüstete Abasi nutzt eine Technik, die besonders bei Bassisten bekannt ist. Durch das „Slappen“ der Saiten mit den Daumen erzeugt er einen perkussiven Klang, der dann durch die virtuosen Anschläge der Finger unterlegt wird.
Slapping und Tapping
Tosin Abasi nutzt bei seinem Spiel nicht nur die als Slapping bekannte Technik, indem er seinen Daumen auf die Saiten schlägt, sondern verwendet ihn vielmehr wie ein Pick: Sowohl Up- als auch Donwstrokes führt er mit höchster Präzision einzig mit dem Daumen aus und erreicht so wahnwitzige Geschwindigkeiten, besonders dann, wenn die Riffs noch mit Van Halen – Tappings bereichert werden. Die Verwendung von Fingerstyle beim Spielen von Metal-Riffs ist ungewöhnlich, eröffnet jedoch auch viele ungeahnte Möglichkeiten!
Wer sich mit der korrekten Technik auseinandersetzt, kann ganz neue, bislang nicht erreichte Klänge aus seinem Instrument locken. Zum Üben dieser Technik bietet sich auch die Akustikgitarre an – hier werden die perkussiven Elemente deutlich hörbar und können für den Einsatz auf der E-Gitarre perfektioniert werden!
4. Ritchie Kotzen
Die Kombination von Gesang und Leadgitarre
Richie Kotzen ist im deutschsprachigen Raum weitestgehend unbekannt und maximal unter Musikern taucht der ungewöhnliche Name einmal im Gespräch auf. Der amerikanische Gitarrenvirtuose kann jedoch nicht oft genug ins Spiel gebracht werden, wenn es um einflussreiche Musiker geht. Besonders seine Kombination aus komplexen Gitarren-Riffs und einer souligen, an Chris Cornell erinnernden Stimme ist dabei einzigartig. Wer schon einmal versucht hat, beim Gitarre spielen zu singen kennt die besonderen Schwierigkeiten, die damit verbunden sind.
Den eigenen Gesang mit der Gitarre begleiten
Von Ritchie Kotzen kann man eine neue Perspektive auf die Kombination aus Gitarre und Gesang gewinnen. Bei seinen Konzerten scheint er weniger zwei Instrumente (Gitarre und Stimme) zu bedienen, sondern vielmehr eine Kombination zu schaffen.
Durch seine virtuose Spieltechnik schafft er eine Basis, auf der er seine Gesangsparts aufbauen lässt. So ergibt sich ein interessanter und mitreißender Mix aus Rockgitarre, bluesigem Gesang und wunderbarem Rhythmus. Als Inspiration, den eigenen Gesang zur Gitarre hinzuzufügen gibt es keinen besseren Lehrmeister!
5. Slash
Style und Attitüde
Slash gilt seit dem Erstlingswerk Appetite for Destruction seiner Band Guns `N Roses als Paradebeispiel des Rockgitarristen. Während sein Spiel hauptsächlich von klassischen Blues Gitarristen beeinflusst ist, bringt Slash jedoch eine ganz andere Qualität mit, wenn es um das wichtige Thema Bühnenpräsenz geht.
Er hat es wie kein zweiter Gitarrist verstanden, eine Kunstfigur zu erschaffen, die auf der Bühne tun und lassen kann, was ihr gefällt…sehr zum Vorteil der Show!
Alter Ego für mehr Bühnenpräsenz
Viele Gitarristen hadern am Anfang ihrer (Live-)Karriere mit dem eigenen Auftritt. Anfangs steht natürlich das Spiel im Vordergrund, doch mit der Erfahrung kommt auch die Aufgabe, dem Publikum eine, über das musikalische hinausgehende Show zu liefern. Ansonsten wäre doch der Griff zur Platte besser, oder?
Um sich selbst von der eigenen Unsicherheit zu befreien, hat sich Slash am Anfang seiner Karriere eine Bühnen-Persona aufgebaut, inklusive „Verkleidung“ – oder meint ihr, er trägt seinen Zylinder wirklich immer? So lässt es sich frei aufspielen und alles, was auf der Bühne passiert, kann der Kunstfigur in die Tasche gesteckt werden. Auch wenn es nicht für jeden Gitarristen passen mag – bei Slash lässt sich nicht nur spielerisch einiges abgucken!