Erstellt: von mjchael »
01.09.2011, 14:12
Kinder verstehen Musiktheorie. Sie darf nur nicht trocken rübergebracht werden. Dazu musst du nur das was du vermitteln willst in passende Bilder einpacken, und das auch vorspielen können.
Notenlesen ist viel trockener als Musiktheorie.
Beispiel: Funktionstheorie - Tonika - Subdominante - Dominante
Sind nur 3 Vokabeln.
Mache einen kleinen Minifilm (In der Länge einer Werbeeinblendung) und vertone diesen. Ohne Kamera, sondern einfach "Stell dir vor...."
Du kennst jetzt 3 Akkorde C, F und G. Einer von den dreien ist der Start- und der Landepool.
Stell dir ein Flugzeug vor, dass auf dem Rollfeld ist und auf den Start wartet. Es steht (C spielen) C ist hier der Grundton. Man nennt den Tonika. Der gibt quasi den Ton an, bzw. den Akkord an, mit dem man startet und landet.
Ein Akkord drückt eine Bewegung aus. Entweder nach oben, oder nach unten. (F-Dur wird gespielt, und der Hals der Gitarre macht die Bewegung des Flugzeuges nach, und singe eine entsprechende Melodie, die zum F-Dur-Akkord passt. z.B. Tonleiter von F nach C rauf bzw. von C nach F runter...)
Ein Akkord Akkord drückt Spannung aus (C spielen, F spielen und G-Spielen). Hier hat das Flugzeug die Höhe erreicht. Man kann die Spannung eine ganze Zeit lang aushalten. Man nennt den Akkord, der die Spannung ausdrückt auch die Dominante. Der dominiert quasi das Geschehen. Aber die Spannung kann nicht immer aufrecht erhalten bleiben. Das Flugzeug kann nämlich nicht die ganze Zeit oben in der Luft bleiben. Es muss wieder runter.
Entweder schön langsam runter gleiten (zum F wechseln,) und dann landen (zum C wechseln)
(wieder C F G spielen) oder aber man geht in den Sturzflug (G7 spielen) und macht eine Bruchlandung (C spielen) und rollt noch ein wenig nach (F spielen) und landet (C spielen) und rutscht noch ein wenig weiter. (etc.)
Es kommt hier nicht so darauf an, wie gut du die Theorie auswendig kannst, sondern wie plastisch du sie dem Kind vermitteln kannst. Du würdest dich wundern, wie schnell die Kinder in der Lage sind, bei einfachen Akkorden herauszuhören, was als nächstes kommen soll. Und wenn sie mal daneben liegen hören sie das sofort.
Das Schema Ruhe - Fließen - Spannugn für Tonika Subdominante Dominante können sie sehr schnell verinnerlichen, wenn die Vokabeln auch mit Sinn gefüllt sind, und keine trockenen Worte die sie einfach nicht verstehen.
Oftmals übertrumpfen sie mit der Genauigkeit ihrer Vorhersagen, welcher Akkord jetzt drankommen soll Leute, die schon ein paar Jahre spielen, aber sich noch nie darüber Gedanken gemacht haben, was sie da spielen, und die einfach nicht wissen, auf was sie warum achten sollen.
Der Quintenzirkel wird keine Tabelle, sondern eine Art Adventskalender, bei dem man die Akkorde einträgt, die man schon kann. Und wenn man den immer wieder vorholt, um zu zeigen, welche drei Dur-Akkorde zusammen gehören, wissen die Kinder hinterher auch automatisch, was sie mit einem Quintenzirkel anfangen können.
In die Tiefe steigt man später mal ein. Aber man kann schon sehr früh mit kleinen Häppchen anfangen. Man muss nur kleinere Schritte machen, plastischere Bilder finden, und viel öfter wiederholen.
Witzigerweise wende ich genau diese Bilder, die ich für Kinder gedacht habe auch für Erwachsene an, die dann ebenfalls die ganze Theorie viel natürlicher und unkomplizierter aufnehmen. Oftmals wird das Interesse geweckt, nun doch endlich den Quintenzirkel ganz auswendig zu lernen. Und dann ist man auch freiwillig bereit, die drei Merkverse, (die ich vorher schon ein paar mal wie zufällig in den Gitarrenunterricht eingestreut habe) auswendig zu lernen.
Gruß Mjchael