So nachdem ich nach langem Sparen und (gefühlt) genauso langem Warten endlich den Engl Gig Master samt HB Box habe, schreibe ich das heiß ersehnte Review, welches sicher auch bestimmt viele über Google finden werden.

Allgemeines:
Zuerst sei gesagt, es handel sich hier um das Topteil, also nicht die Kombo. Die unterscheiden sich wie die meisten Topteile und Kombos ausschließlich von dem Speaker, der bei der Kombo dabei ist und Größe/Gewicht.
Das Topteil wiegt lediglich 9kg, somit ist es selbst unter den leistungsschwachen Heads eines der leichtesten.
Es hat die Maße 42,5cm x 20cm x 22,5cm, ist somit relativ klein und sollte auf jede Box passen.
Aussehen:
Auch wenn das Aussehen bei Amps generell eher unwichtig ist, so gibt es beim Engl Gigmaster jedoch ein paar Sachen, die es wert sind zu nennen.
Das generelle Aussehen entspricht typisch einem Engl. Die Leiste mit den Potis ist unten, darüber ist das typische massive Gitter, mit dem ebenso massiven verchromten Engl-Logo und dahinter gut sichtbar, Kondensatoren, Röhren, allgemein Elektronik.
Die Leiste ist in dezenten anthrazit, fast dunkelgrau, während die Potiknöpfe besonders sind, es sind nämlich Chickenheads aus verchromten Plastik.
Die Schutzecken sind aus Metall, ansonsten ist das Head sehr typisch.
Noch zu nennen sind die stabilen Gummifüße, welche den Amp guten Halt bieten und weder zu hoch noch zu niedrig sind.
Features:
Dieses kleine Biest gewährt euch 15 Watt geballte Röhrenpower - klingt nicht nach viel? Ist es aber. Voll aufdrehen? Dann muss ich aus meinem Zimmer gehen.
Wie lässt dieses Monster sich nun bändigen? Mit Master Volume? Schon, aber klingt das dann nicht Mist bei einem Vollröhrenamp? Ja - aber Engl hat mitgedacht, und ihm einen kleinen aber feinen Powersoak spendiert.
Dieser ist nicht stufenlos regelbar, sondern in Schritten 15, 5, 1 und 0 Watt. Da kommt gleich die Frage auf - wozu 0 Watt? Tjaha, ein Röhrenamp braucht einen Lastwiderstand, sonst brennt euch die Endstufe durch. Die Kombo hat das Problem nicht, aber bei einem Topteil ist nunmal nicht immer ein Speaker angeschlossen - ihr wollt nun aufnehmen ohne Speaker? Powersoak auf 0 Watt und Klinke in den Line Out, da brennt euch nichts so schnell durch. Vergesst nur nicht wenn ihr wieder einmal mit Speaker spielt und euch wundert warum kein Ton kommt, den Powersoak zu überprüfen.
Auf 1 Watt kann man die Endstufensättigung genießen, bei akzeptablen Lautstärken, sehr nützlich wenn man schönen vollen Röhrensound will, ohne dass einen die Nachbarn verklagen.
An Einstellungen bietet er 2 Gaineinstellungen (eine für beide, die andere für den Leadkanal), ein 3-Band EQ, ein Lead Volume und Master Volume.
Er hat somit 2 Kanäle, welche per Fußschalter schaltbar sind.
Ein kleiner Knopf, der sich neben dem Kanalwahlschalter befindet fehlt noch, denn Engl kann es nicht lassen, auch dem kleinsten ihrer Amps zumindest ein nettes soundbezogenes Feature zu spendieren: Mid-Boost, zur Anhebung der Mitten - klingt gut bei Cleansounds, fällt auch bei Leadsounds auf - auch per Fußschalter schaltbar.
Soweit zur Vorderseite, nun zu der Rückseite:
Der Powersoak befindet sich da - zudem Anschlüsse für 16 Ohm und 8 Ohm Boxen, auf welche der Powersoak keinen Einfluss hat - er hat noch eine zusätzliche Buchse für die interne Box (auch das Topteil das keine interne Box hat), welcher auf 8 Ohm ausgelegt ist und welche mit dem Powersoak funktioniert.
Dort befindet sich auch der Anschluss für das Netzteil und den Fußschalter.
Zudem hat der Amp eine richtige Effektloop. Was noch fehlt ist der Line Out mit Speakersimulation.
Verarbeitung:
Ja davon kann ich ein Lied singen, ich hab wohl den einzigen defekten Engl in der Produktion erwischt - er war nach einer Benutzung defekt und nicht zu retten, Umtausch brachte den Erfolg, nun hab ich einen funktionierenden, perfekt verarbeiteten Engl. Von dieser Marke darf man eigentlich keinen kaputten Amp erwarten, aber Montagsmodelle gibt es immer einmal.
Ansonsten kommt mir nur das Gitter etwas instabil vor, aber für die Größe...
Sound:
Ja der wohl wichtigste Bereich, aber ich würde auch sagen der wohl schwierigste, weil Sound ist wie wir alle wissen subjektiv, ich bin noch dadurch beeinflusst, dass ich zum einen eine relativ große Box hab (ich nenn es spaßhalber "Quarterstack") - eine 2x12" Box, und natürlich dadurch, dass ich den Amp gerade erst "neu" habe und ich entsprechend begeistert bin, auch wenn es nichtmehr so ist, wie bei einem Anfänger, der einfach alles toll findet.
Clean:
Von mir persöhnlich für die Schwäche von den Amp gehalten, zeigt er nach Probieren mit dem EQ deutlich, das er auch schöne Cleansounds erzeugen kann, vielleicht nicht wie ein Fender, aber er kommt für einen eher Metal-Orientieren Amp nahe dran.
Ich bin zufrieden damit.
Crunch:
Bleibt man im Cleanchannel und erhöht den Gain weiter, erhält man einen Sound, den ich noch testen muss.

Lässt man dagegen den Gainregler auf ungefähr 9-10 Uhr und dreht das böse Mastervolume voll auf, so erhält man einen schönen röhrigen angecrunchten Bluessound, der so gar nicht nach Metal-Amp klingt. Man spürt lediglich den extrem "Gegen die Wand"-Bassdruck, den dieses Quarterstack in Verbindung mit dem Grundcharakter des Amps verursacht (auch bei Bass auf 10 Uhr).
Geht man in den Bereich Classic Rock, erhält man einen schönen Sound, der sich für ziemlich alles benutzen lässt. Er ist natürlich nicht gerade dreckig, sondern eher komprimiert und druckvoll, aber auch warm. Man sollte gerade hier den Midboost nutzen und weniger Bass und Höhen benutzen.
Lead:
In den Bereich "brachiale Verzerrung" reicht dieser Amp nur gerade so rein, es mag zwar ein Engl sein, aber für die wirklich "krass" verzerrten Sachen bedarf es vielleicht eines Pedals. Für jeglichen Thrash oder Heavey Metal, geschweige denn Hardrock reicht die Verzerrung natürlich aus - und sie klingt und singt wie die großen Engl, sehr typisch mit Punch, der jeden Schlagzeuger seine Basedrum eintreten lässt.
Mehr zu dem Sound zu sagen wäre nur eine Aneinanderreihung von "wohl passenden" Adjektiven aus dem Bereich "Essen" und "Klischee" - man muss ihn antesten, es sind 500€ die dieser Amp kostet, sowas bestellt man nicht einfach mal - es sei denn man ist Gerowinger.

Sonstiges:
Er ist angenehm zu tragen.
Fußschalter von Marshall (auch 2 Schalter, auch Stereoklinke) funktionieren NICHT! Man muss wohl 79€ für den Engl Z4 übrig haben - ich war mal so bonzig.
So einmal mein Schreibtischstuhl vom Computer um 180° gedreht, Foto geschossen, und zurückgedreht:

Mehr Bilder werden in der öffentlichen Sektion "Engl Amps" vom Forum folgen.
Viel Spaß mit dem Review und danke fürs Lesen.
Hier sind sie:
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Dezent mit Photoshop nach Werbe-Manier aufgewertet (ohne Verfälschung).