Lektion 2d
schwierige Dur-Tonleitern und
exotische Dur-Tonarten
Achtung:
hier geht es sehr ins Eingemachte.
Wem das zu schwer wird, und oder wer es nicht so genau wissen will, der überspringt einfach die Lektionen und macht bei der nächsten einfachen Lektion ab 3 weiter.
Antworten:
Welche Dur-Tonarten sind Kreuztonarten?
Alle Tonarten, die mit einem Ton anfängt, welcher
keine Vorzeichen braucht.
Mit Ausnahme der Tonart
C-Dur, denn sie hat
keine Vorzeichen
(Keine Kreuze und keine B'-chen)
und der Tonart
F-Dur, denn sie eine
B-Tonart
Welche Dur-Tonarten sind B-Tonarten?
Alle Tonarten, die mit einem Ton anfängt, welcher
ein B-Vorzeichen braucht.
inklusive der Tonart
F-Dur
Wie viele B-Vorzeichen hat die Tonart Ab-Dur?
Frische Brötchen essen Asse = 4 Worte = 4 b
Wiederholung:
Was ist das besondere an der Tonart Gb-Dur und der Tonart F#-Dur?
Eine _______ Taste muss um ____________ erhöht oder erniedrigt werden, aber dennoch ___________ Taste.
Die _________ Taste erhält ein __________
Man darf nicht die weiße Taste ___________________________
(ich weiß, für die Antwort muss man ein bisschen überlegen)
Welche Forderung gilt bei allen Dur- und (reine) Moll-Tonleitern?
Jeder _____________________________
Kein _______________________________
_______________________________________________
Achtung: hier geht es extrem ins Eingemachte. Was hier kommt, müsst ihr nicht alles auswendig wissen, sondern es reicht, wenn ihr von dem Thema nur ein wähnendes Erahnen habt.
Wir haben folgende Tonarten kennengelernt:
Gb - Dur = 6b
Db - Dur = 5b
Ab - Dur = 4b
Eb - Dur = 3b
Bb - Dur = 2b
F - Dur = 1b
C - Dur = 0b = 0#
G - Dur = 1 #
D - Dur = 2#
A - Dur = 3#
E - Dur = 4#
H - Dur = 5#
F# - Dur = 6#
zwei schwierige Tonarten lassen sich noch halbwegs vernünftig darstellen.
Cb-Dur = Cb Db Eb Fb Gb Ab Bb Cb
Die Töne Db Eb Gb Ab Bb bilden kein Problem, denn sie entsprechen den schwarzen Tasten auf dem Klavier.
Der Ton Cb ist ist eine weiße Taste und diese Taste entspricht rein praktisch gesehen dem Ton H.
Dennoch darf man die Tonleiter nicht folgendermaßen aufschreiben
Cb-Dur = H Db Eb Fb Gb Ab Bb H
H und Bb leiten sich sich vom gleichen Stammton ab, was es (trotz der deutschen Extrawurst) zu vermeiden gilt.
Der Ton Fb ist ebenfalls eine weiße Taste und entspricht rein praktisch gesehen dem Ton E. Dass man den aber nicht E nennen darf, das hatten wir schon in der letzten Lektion.
Es ist klar, dass man die Tonart Cb mit 7b als Vorzeichen tunlichst zu vermeiden hat. Anstelle von Cb-Dur nimmt man lieber die H-Dur-Tonleiter. Es sind rein praktisch gesehen die selben Tasten (Bünde/Töne), aber die Tonart H hat nur 5# und alle Vorzeichen beziehen sich auf schwarze Tasten. Man hat nicht das Problem mit dem Umbenennen einer weißen Taste.
Warum kümmert man sich dennoch um so was wie die Tonart Cb?
Es gibt Musikstiele, die wandern liebend gerne durch Tonarten. Im Jazz gibt es eine Kompositionstechnik, wo man beispielsweise alle 4 Takte einen Ganztonschritt nach unten wandert.
Man Fängt beispielsweise bei der Tonart G an. Nach 4 Takten landet man einen Ganztonschritt tiefer zum F, danach einen Ganztonschritt tiefer zum Eb, dann zum Db, und nach dem Db kommt das Cb. Das wäre ganz korrekt ein Ganztonschritt.
In der Musikpraxis mögen selbst die Jazzer nicht gerne Cb-Dur. Also behelfen sie sich mit einem Trick.
Sie wechseln zuerst die Tonart von Db nach Cb, genau so wie es die Kompositions-Regeln verlangen. Dann schreiben sie aber keine einzige Note hin, sondern ändern einfach wieder die Vorzeichen nach H-Dur
Der Jazz-Spieler sieht also: Aha, einfach nur einen Ganztonschritt tiefer, aber Cb-Dur wird genau so gespielt wie H-Dur.
Man wechselt also einfach scheinbar die Tonart.
Die nächste schwierige Tonart, mit der man aber noch halbwegs umgehen kann ist die Tonart C#-Dur
C# D# E# F# G# A# H# C#
C# D# - F# G# A# - C# stellen wieder keine Probleme da, denn es sind wieder die 5 schwarzen Tasten auf dem Klavier.
E# ist rein praktisch gesehen die F-Taste, die man hier natürlich nicht F nennen kann, damit sie sich nicht mit dem F# beißt.
Der Ton H# ist rein praktisch gesehen die C-Taste, die man natürlich hier auch nicht C nennen darf, da sie sich mit dem Ton C# beißen würden.
Die Engländer würden unser H# als ein B# bezeichnen (B-Sharp). Aber das brauch uns nur am Rande zu interessieren.
Wieder ist es hier besser man nimmt eine Tonart mit 5b anstelle einer mit 7#.
Welche wäre das den hier?
Dazu nehmen wir uns einfach den Merkspruch der B-Tonarten zu Hilfe
Frische Brötchen essen Asse des = 5 Worte = Db-Dur
Db Eb F Gb Ab Bb C Db
Es gibt auch Kompositionstechniken, wo man immer einen paar Töne raufwandert. Aber mir fällt gerade kein passendes Beispiel ein.
Aber die Tonarten C#-Dur und Cb-Dur könnten euch im Laufe eures Musikerlebens eventuell mal unterkommen. (vielleicht ein oder zwei mal in eurem Leben, oder mal als eine Fußnote in einem Harmonielehre-Buch)
Die Strategie ist aber so was komisches zu meiden,
und lieber eine Tonart mit weniger Vorzeichen zu wählen.
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Aber warum erzähle ich euch eigentlich so etwas schräges, wenn ihr es doch so und so nicht verwenden sollt?
Viele Gitarristen sind leider so doof und verwenden es doch.
Sie verwenden Vorzeichen für Akkorde, ohne sich die geringsten Gedanken zu machen, aus welcher Tonart eigentlich der entsprechende Akkord kommt.
Mein liebster Akkord, bei dem sich mir die Zehnägel aufrollen ist der Akkord
A#-Dur. Der Akkord A#-Dur könnte die Dominate der Tonart D#-Dur sein.
Was das mit der Dominante (Tonika und Subdominante) auf sich hat, wird eine der nächsten Lektionen werden. Nehmt es jetzt einfach mal so hin das das, was ich euch im Augenblick erzähle genau so stimmt wie ich es sage. (Oder haltet euch im Hinterkopf, dass ihr später mal nachprüfen wollt, ob es sich auch so verhält, wie ich es gerade behaupte).
Als A# könnte die Dominante der Tonart D#-Dur sein.
Also bilden wir mal die D#-Dur-Tonart.
Als Hilfe nehmen wir einfach mal die D-Dur Tonart
D E F# G A H C# D
Jetzt muss jeder Ton um einen Halbtonschritt erhöht werden, um aus D-Dur ein D#-Dur zu machen.
D# E# - G# A# H# - D# geht ja alles noch.
E# und H# sind zwar nicht elegant, aber wir haben ja gelernt, dass man damit Leben kann, dass man eine weiße Taste auch mit einem Vorzeichen versehen kann.
Was mache ich aber aus dem Ton F# und C#?
Wie bekomme ich die einen Halbton höher?
Ich darf den Halbton nach F# nicht einfach G nennen, auch wenn es rein praktisch die G-Taste ist, denn wir haben ja noch das G#!
Ich darf auch nicht die Taste nach C# einfach D nennen (auch wenn sie es praktisch ist), denn wir haben ja in der D#-Dur-Tonleiter noch das D#.
Wenn jetzt ein Gitarrist auf die scheinbar geniale Idee kommt, zu sagen: "Na und, mir doch egal, dann nenne ich die Töne einfach D und G" dann fordere ich euch auf, mal eure Akkorde als Notenbilder für den Piano-Spieler umzusetzen. Was ihr dem Pianospieler da als Notenbilder vorsetzen müsstet, erzeugt Brechreiz! Lasst das bleiben. Wenn ihr Musiker sein wollt, die man mal in einer Band ernst nehmen will, dann sorgt für gescheite Noten- und Akkordnamen, und fangt nicht an zu stümpern, bloß weil euch Musiktheorie scheißegal ist.
Aber ich frage mich auch, ob Tabulatur-Programme nicht abstürzen, wenn man die mit so chaotischen Akkorden füttert, und die versuchen, das in Noten umzusetzen. Da ich so was nicht tue, ist es bei mir auch noch nie zum Absturz gekommen.
Die Regeln sind doch gar nicht so schwer.
Jeder Stammton muss genau einmal in der Tonleiter vorkommen.
Zweimal der selbe Stammton (mit und ohne Vorzeichen) sind einfach zu vermeiden!
Und um mehr geht es eigentlich nicht.
Aber wir müssen uns noch um die D#-Dur-Tonleiter kümmern.
Wie erhöhe ich jetzt F# und C# um je einen Halbton?
Ich muss aus dem Halbton nach F# ein F## machen (Fisis) und aus dem Halbton nach C# ein C## (Cisis).
Ja, die heißen tatsächlich Fisis und Cisis. Und das ist jetzt theoretisch ganz korrekt. Und die müssen so heißen, damit man die Noten gescheit in einem Notenbild darstellen kann.
A-Dur besteht aus den Tönen A - C# - E
A#-Dur besteht demnach aus den Tönen A - C## - E#
Ihr merkt schon wie schräg es hier jetzt wird.
Selbst D#-Dur, was man auch ab und zu liest, ist etwas, was man tunlichst vermeiden sollte.
D-Dur = D F# A
D#-Dur = D# F## A#
Nicht ganz so dramatisch wie A#-Dur, aber immer noch etwas, das bei mir Bauchweh verursacht.
Hätte man die D#-Dur-Tonleiter Eb-Dur genannt, dann hätte man die Töne
Eb F G Ab Bb C D Eb
(Frische Brötchen Essen = 3 Worte = 3 Vorzeichen)
D#-Dur hat
Geh Du Alter Esel Hohle F#(rische) C#(Citronen) G#(ieße) D#(dieses)
9 Worte, also wäre D# Dur eine Tonart mit 9 Kreuzen.
5 Kreuze für die 5 schwarzen Tasten
2 Kreuze für weiße Tasten, die man aber trotzdem mit Vorzeichen aussprechen muss
und dann nach 2 Kreuze, welche die anderen Kreuze der Schwarzen Tasten wieder aufheben. (F## und C##)
Also Leute tut so was gar nie nicht machen.
A#-Dur und D#-Dur geht nun einfach überhaupt nicht.
Wir haben dafür Bb-Dur und Eb-Dur, die alle viel weniger Bauchweh verursachen.
Leider gibt es Spielsituationen wo man selbst auf Töne wie F## und C## nicht verzichten kann. Darauf werde ich nochmal bei dem Thema Zwischendominanten drauf eingehen. Dann sind solche exotischen Töne tatsächlich unumgänglich. Warum das so ist werdet ihr nach der entsprechenden Lektion verstehen. Aber solche Töne kommen nur bei einzelnen Akkorden vor, die aus der normalen Tonleiter ausbrechen. Da kann man doppelte Vorzeichen nicht vermeiden. Aber bei der gesamten Tonart (also den Vorzeichen, die gleich zu Anfang im Notensystem stehen und nicht mitten drin), da kann man durch die richtige Wahl der Tonart bzw. der Vorzeichen so wilde Sachen wie 9 Vorzeichen absolut vermeiden.
Aber wenn es wirklich nicht sein muss, dann lässt man es bleiben.
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Wenn ihr glaubt, ich habe euch hier mit Stoff hoffnungslos überfordert, dann bin ich mir dessen bewusst. So einen Stuss sollte man echt keinem antun müssen. Und so tief ins Eingemachte braucht man als normaler Musiker (auch Berufsmusiker) gar nicht zu gehen.
Aber dennoch wird gerade Anfängern so ein Scheiß untergejubelt, und die schlucken dass dann auch noch.
Glaubt ihr nicht?
Na dann sucht mal nach "3 doors down here without you chords",
Schon unter den ersten drei oder vier Ergebnissen kann man folgende Akkorde aufgetischt bekommen.
http://www.ultimate-guitar.com/tabs/0-9 ... ou_crd.htm
Akkorde im Tab mit den dazugehörigen Tönen
A#m = A# C# E# (E# eigentlich F-Taste)
F# = F# A# C# (kein Problem)
C# = C# E# G# (E# eigentlich F-Taste)
G# = G# H# D#(H# eigentlich C-Taste)
So was ist Stümperei.
Wenn man nur die Grundtöne hat, und die Barré-Akkorde einfach aufsetzt, dann entdeckt der Gitarrist gar nicht, was für haarige Akkord-Intervalle er da eigentlich hat.
Hätte er sich richtigerweise auf B-Tonarten beschränkt, dann hätte er folgende Akkorde gehabt:
Bbm = Bb Db F
Gb = Gb Bb Db
Db = Db F Ab
Ab = Ab C Eb
Und auf einmal gibt es keinen Ton mehr, bei dem sich einem die Zehnägel ausfransen.
Wie ihr seht, muss man sich auch mit den exotischen Tonarten auskennen. Aber nicht um sie anzuwenden, sondern um sie zu meiden, wo es irgend möglich ist.
So, das war nun wirklich harter Tabak. Aber ab jetzt schalten wir mal wieder ein paar Gänge zurück, und begeben uns wieder in leichter zu verstehende Gefilde.
Wieder mal ist das hier ein Artikel, den ihr euch am besten zwei oder drei mal durchlesen müsst, bevor ihr den ganz verstanden habt. (Das könnt ihr auch in zwei oder drei Wochen noch mal machen.)
Gruß Mjchael
Ein kleiner Nachtrag:
Bei Akkorden kann man manchmal einige Intervalle mit seltsamen Vorzeichen nicht umgehen.
C#-Dur mit einem E# (praktisch F) in der Durterz (C# E# G#) und
G#-Dur mit einem H# (praktisch C) in der Durterz (G# H# D#) lässt
sich manchmal leider nicht vermeiden.
Nicht immer ist es in jedem Falle sinnvoll, einen einzelnen Akkord von C#-Dur nach Db-Dur umzubenennen auch wenn man damit einfachere Intervalle bekäme (Db F Ab) oder anstelle eines G#-Dur ein Ab-Dur (Ab C Eb).
Es geht hier um einzelne Akkorde, die von einer bestimmten Akkordfolge von der normalen Tonleiter abweichen. Es geht dann nicht um eine ganze Tonart, wo man sich vorher überlegt, mit was für einem Tonmaterial man arbeiten möchte, und wo man vorher die günstigste Tonart wählen kann.
Es geht bei meiner Letzten Aussage um einzelne Akkorde, die in einem bestimmten Zusammenhang auftreten (z.B. als Zwischendominante, was noch später erklärt wird) und die in einem bestimmten Verhältnis (Intervalle) zueinander stehen sollen.
Jetzt aber Schluss mit den exotischen Tonarten.