Treblebooster: Der Range - Germanium Bausatz [Test]

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von Sweep
Ursprünglich veröffentlicht von Software-Pirat am 27.11.2018

Einleitung:

Wer das Geheimnis klassischer Rocksound wie jene von Ritchie Blackmore und Rory Gallagher sucht, wird sich irgendwann auch mit dem Thema der Treble Booster beschäftigen müssen. Tatsächlich dürften diese Geräte auch einen erheblichen Anteil an diesem Sound gehabt haben. Rory Gallagher zumindest hat einen Dallas Rangemaster gespielt, Ritchie Blackmore einen Hornby Skewes. Diese Booster machten nicht nur das Eingangssignal lauter, und übersteuerte damit die damaligen Verstärker mehr, sondern sie schnitten auch etwas die Bässe ab. Zudem kommt, zumindest beim Dallas Rangemaster hinzu, daß die damals verwendeten Germanium-Transistoren selbst den Sound etwas verzerrten. In der Summ entstanden dadurch diese typischen Rocksounds.

Um mich den Sound eines Treble-Booster anzunähern, habe ich bislang immer meine modellierten Overdrive-Pedale aus dem Boss ME25 verwendet. Das wären ein nicht näher spezifizierter Booster, das Overdrive 1-Pedal, der Tubescreamer, sowie der Blues Driver. Dabei habe ich jeweils den Gain-Regler stark zurück (so auf 10 von 99) und dafür den Volume-Regler weit aufgedreht. Stevie Ray Vaughan soll es bei seinem Tubescreamer ja ebenso gemacht haben. Das hat schon mal ganz gut funktioniert, wobei mir der Blues-Driver sogar im Klang am besten gefallen hat, während das Overdrive und der Tube Screamer doch ziemlich ähnlich klangen.

Irgendwann besuchte ich aber mal einen Workshop von Thomas Blug, wo er seinen Verstärker, den BlueGuitar Amp1 vorstellte, und dort auf ganz begeistert einen Dallas Rangemaster vorführte. Seitdem war es um mich geschehen. Der Sound von diesem Teil war einfach umwerfend. Die Gitarre klang, obwohl im Clean-Kanal gespielt, deutlich rockiger, aggressiver und klarer. Der Bassbereich war deutlich unterdrückt, so daß die aggressiven Mitten und Höhen stärker zum Tragen kamen, einfach ein umwerfender Rocksound, der nach Deep Purple erinnerte. Seitdem war mir klar, daß ich auch so Teil brauche.

Ein Original Dallas Rangemaster ist mittlerweile ein begehrtes Sammelobjekt geworden und wohl nicht mehr unter einem vierstelligen Betrag zu erhalten. Glücklicherweise gibt es jedoch jede Menge mehr oder weniger original getreue Nachbauten. Im Speziellen möchte ich hier die Geräte der Firma BSM erwähnen, die sehr gut sein sollen (Die Homepage nennt sich passenderweise auch http://www.treblebooster.net). Allerdings kosten diese Nachbauten auch etwas mehr als 200€, was sicher okay ist, aber halt auch nicht gerade wenig. Deutlich billiger kommt man natürlich weg, wenn man sich so einen Booster selber zusammenbaut, vor allem, wenn man bedenkt, daß eigentlich nur eine Hand voll Bauteile in diesen Teilen steckt. Ein guter Kompromiß ist deshalb ein Bausatz zu erwerben und diesen dann selber zusammen zu bauen. Meine Wahl fiel deshalb auch auf den Bausatz „Der Range“, erhältlich unter http://www.musikding.de. Kostenpunkt: mit Gehäuse knapp 30€. Na, das klingt doch schon mal gut. Dank wählbarer Eingangskondensatoren und einem Bypass soll der Range sogar etwas flexibler sein als das Original.

Irgendwann habe ich mich dann dazu durchgerungen, den Bausatz zu bestellen, einschließlich eines schönen Knopfes für das Poti, sowie eines Netzteiles mit Verteilenkabel, eine sogenannte Daisy-Chain. Bezahlt habe ich per Vorkasse und schon einige Tage später kam das Paket zu Hause. Eine Anleitung war leider nicht im Paket erhalten, genauso wenig, wie ein Schaltplan. Die gibt es aber auf der Homepage zum Download.

Zusammenbau:

Grundsätzlich geht der Aufbau schnell von statten. Das Bestücken der Platine ist recht einfach, da die Positionen aller Bauteile entsprechend auf der Platine bereits eingezeichnet sind. Man muß eigentlich nur die ganzen Bauteile anhand der Stückliste einbauen und festlöten. Das gilt natürlich auch für die Diode und die Elektrolytkondensatoren, bei denen man auf die Polung achten sollte. Gleiches gilt auch natürlich auch für die Verdrahtung. Im Prinzip muß man einfach nur den Verdrahtungsplan stur folgen. Probleme bekam ich nur mit dem Fußschalter (weshalb der Range bei mir zuerst auch nicht ging). Hierfür sollte man unbedingt mal einen Blick in die Anleitungen werfen, die sich auf der Homepage befinden. Dort wird ganz genau erklärt, wie man den Fußschalter einbauen und entsprechend verdrahten sollte. Nachdem ich das dann auch gelesen habe, wußte ich auch, was ich falsch gemacht habe. Als ich den Fehler korrigiert hatte, tat der Range dann auch, wie er sollte.

Leichte Irritationen könnte vielleicht noch der Transistor erzeugen, den dieser wird selbst nicht festgelötet, sondern in eine Steckerleiste gesteckt. Die Leiste muß natürlich auf der Platine verlötet werden. Der Hintergrund ist wohl der, daß Transistoren durch die Hitze beim Löten schnell kaputtgehen können. Ich habe aber auch schon mal gehört, daß man, wenn man schnell und sauber lötet, daß dies kein Problem sein sollte. Wie auch immer, ich lötete die Leiste fest und steckte dann den Transistor ein (wobei die Beinchen entsprechend zu Recht gebogen werden müssen).

Ansonsten ist der Aufbau relativ problemlos, sieht man davon ab, daß es in dem Gehäuse natürlich etwas eng zugeht. Deswegen macht viele Lötarbeiten außerhalb des Gehäuses auszuführen, sofern dies möglich und/oder praktikabel ist. Zudem sollte man natürlich mit einem Lötkolben umgehen können, was aber klar sein sollte.

Mein erster Test an meinem Vox DA5 offenbarte jedoch ein etwas seltsames Verhalten. Der Sound war im Bypass seltsamerweise leiser, als wenn ich den Booster anschaltete, selbst bei voll aufgedrehten Volume- bzw. Boost-Poti (oder, wie man immer das Poti hier nennen will). Unabhängig davon hat mir der Sound aber sehr gut gefallen, und das obwohl der Vox DA5 ja ein Modelling-Amp ist, und Modelling-Amps sich nicht immer mit Vorschaltgeräten vertragen sollen. Trotzdem, ein Booster sollte natürlich boosten und nicht leiser machen. Irgendwann kam ich mal auf die Idee, den Transistor anders herum einzubauen und schon war die Lautstärke wieder da. Glücklicherweise habe ich den Transistor nicht eingelötet, sondern nur eingesteckt gehabt.

Sound:

Hauptsächlich will ich den Booster in Kombination mit meinem Boss ME25 und dem Fender Super Champ einsetzen. Und hier treten schon einige Probleme auf. Grundsätzlich macht der Booster genau das, was er soll: Er boostet, wobei er die Bässe etwas abschneidet und den Sound tatsächlich etwas entschlackt, aggressiver und klarer macht. Das klingt wirklich schon verdammt gut. Sein Boost-Vermögen ist ordentlich. Da ich immer den Gain-Regler an meinen Verstärker voll aufgedreht habe, wurde es aber schnell zu viel. Der Sound hatte nicht einfach nur mehr Verzerrung, sondern man hört auch, wie er gewissermaßen in die Knie geht und komprimierter wird. Das ist zwar eindrucksvoll, aber mir gefällt es nicht so. Mit der Grad der Verzerrung war ich bislang auch immer zufrieden, mehr Gain wollte ich auch gar nicht. Zwischenzeitlich überlegte ich auch, ob ich nicht dauerhaft den Transistor wieder verkehrt herum einbauen soll, denn als reiner Soundverbesserer macht der Range einen tollen Job. Mit zurückgedrehten Volume-Poti an der Gitarre wurde der Sound besser. Diverse Experimente zeigten mir dann, daß man den Booster am besten voll aufdreht und entsprechend am Verstärker den Gain-Regler deutlich zurückdreht (oder das Volume-Poti an der Gitarre, je nachdem, wie man am liebsten spielt).

Dank des Kippschalters (und der damit verbundenen Eingangskondensatoren) besitzt der Range drei verschiedene Soundmodis. Dabei behält der Range seinen typischen Klang bei, die unterschiedlichen Eingangskondensatoren wirken nur marginal, aber durchaus hörbar auf den Sound ein. Das finde ich ganz praktisch, weil man so relativ einfach den Booster mit verschiedenen Gitarren abstimmen kann. Grundsätzlich funktioniert der Booster nämlich sowohl mit meinen Strats, als auch mit meiner Epiphone Les Paul ganz gut. Sehr gut funktioniert auch der Bypass.

Nicht so toll ist, daß der Booster ganz schön rauscht, zumindest mit dem optionalen mitgelieferten Netzteil. Mit dem Netzteil von Boss (das ich für mein ME25 gekauft hatte), wird es etwas besser, das Rauschen wird leiser und zudem anders, höhenreicher. Interessant… Mit einer Batterie soll er übrigens überhaupt nicht mehr rauschen, selber probiert habe ich es aber nicht.
Das Noisegate in meines ME25 unterdrückt das Rauschen übrigens was gänzlich. Klanglich gefällt es mir aber besser, wenn zwischen Booster und Verstärker kein Gerät mehr kommt.

Fazit:
Zum Abschluß kann man sagen, daß der Range ein tolles Produkt ist. Er macht genau das, was er soll: Boosten und dabei den Sound des Dallas Rangemaster nachahmen. Dazu ist er dank des Schalters und des Bypasses etwas flexibler als das Original. Es ist aber kein Allzweckswerkzeug. Vor einen ohnehin schon aggressiv oder hellklingenden Verstärker würde ich eher nicht verwenden. Cleane Sounds sind natürlich auch nicht so sein Ding, genauso wenig, wie warme Blues-Sounds die an Peter Green erinnern. Bei einem eher vintage-orientierten Marshall oder einen Fender Bassman macht das kleine Gerät aber viel Spaß und wer bei Blues eher an Rory Gallagher, als an BB King denkt, und wer schon immer mal Sounds wie Ritchie Blackmore haben wollte, der für den könnte der Range was sein.
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