Spieltechnik - Fingerpicker/Fingerstyle - Der Daumen

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von Andreas Fischer
Ich beschäftige mich viel mit dem Picking und lese auch das ein oder andere Buch darüber und schaue viele Videos zum Thema.
Immer wieder fällt mir auf das alle von der "Selbstständigkeit des Daumens beim Wechselbass" reden

Klar spielt der Daumen in dem Fall im Takt abwechselnd mal die eine Bass- mal die andere Bassseite an. Und sicherlich könnte ich nur dies mit dem Daumen spielen. Und selbstverständlich könnte ich auch nur die anderen Finger ihren Teilo spielen lassen und selbstverständlioch kommt dann zum Daumen mit seinen Bässen die anderen Töne mit den anderen Fingern DAZU.
Ich spiele aber sofort alles zusammen, ein jeder Finger dann wenn er halt dran ist.

Aber ich habe nie verstanden warum alle immer den Daumen verselbstständigen wollen.
Ich spiele mit den anderen 3 Fingern ja auch nicht mit jedem "serlbstständig". Jjeder kommt eben dran wenn er dran ist.
Ich trenne das nicht. Und wundere mich immer darüber warum andere das machen, es verkompliziert doch alles nur.

Was hab ich verpasst oder nicht verstanden?
Ich hoffe es wird klar was ich meine
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von startom
Selbständigkeit des Daumens heisst, dass der Basslauf nicht unbedingt mit dem Rhyhtmus der Melodie übereinstimmen muss.
Oder dass der Daumen immer denselben Wechselbass spielt, unabhängig von der Melodie.

Ich hab hier ein kleines Beispiel angehängt, dass ich oft als Uebung für die fortgeschrittenen Fingerpicker Schüler verwende.
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von Andreas Fischer
Was es bedeutet weiß ich.
Ich sehe aber alle Finger als selbstständig.
Ich habe beim spielen lieber das ganze Muster im Kopf als Daumen und Finger getrennnt

Es ist schwer zu erklären.
Ich verstehe nur nicht warum es in allen Anfängerlektionen immer betont wird das man das trennen muss. Daumen und Finger
Also Daumen spielen und DANN später die Finger dazu.
Das ist für mich wie mit der Hand einen >Kreis rechtsrum zeichnen während der Fuss einen linksrum zeichnet, das geht aber wozu soll ich es mir so schwer machen?

In deinem Beispiel würde ich dann im 2. Takt folgendes spielen:
Daumen E Saite
Daumen D Saite + Ringfinger e Saite <- das würde in meinem Kopf vorgehen
...
und nicht zuerst zum üben
Daumen
Daumen
Daumen
und später die anderen Finger dazu nehmen
und beides voneinander getrennt also selbstständig aber gleichzeitiog ablaufen lassen

Es geht nicht um eine andere Spielweise sondern einen anderen Standpunkt eine andere Sichtweise. Gespielt wird doch das was in der Notation steht
Würde ich versuchen beides voneinanderr getrennt zu sehen und versuchen beides gleichzeitig zuu spielen würde ich es nicht hinbekommen, deshalb sehe ich es als ganzes und spiele es einfach "zusammen"

Meine Frage ist also nicht was bedeutet Wechselbass? Sondern, warum sehen die alle den Daumen als Selbstständig an?
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von startom
Weil es einfacher ist, Basslinie und Melodie voneinander zu trennen.
In meiner angehängten Uebung gehe ich methodisch folgendermassen vor: Basslinie alleine (Daumen) alleine. Zweiter Schritt: Melodielinie alleine. Dritter Schritt: Bass und Melodie zusammen.

So kannst du nämlich später auch mal ad hoc aus dem Stehgreif eigene Pickingmuster spielen, auch wenn du nur ein Blatt mit Text und Akkorden vor dir liegen hast.
Nimm ein Lied mit G, C und D. Bei D-Dur spielt der Daumen automatisch die D-Saite, bei G-Dur spielt der Daumen automatisch die tiefe E-Saite und bei C-Dur spielt der Daumen automatisch die A-Saite.

Nenne es von mir aus Automatisierung des Daumens, wenn du mit 'Daumen Unabhängigkeit' nichts anfangen kannst.
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von Andreas Fischer
Also sollte ich es doch üben den Daumen zu "automatisieren" :-( ?
Bisher habe ich immer alles Schritt für Schritt, eins nach dem anderen aber eben alles zusammen eingeübt bis die Finger es von alleine auswendig können.
Aber so wie es scheint sollte ich das zu trennen lernen um später mehr draus zu machen, oder?

Dass der Daumen ja nach Akkord einen passenden Bass spielt ist eh klar, die Frage ist nur ob ich das getrennt üben muss/soll
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von startom
Müssen musst du gar nichts :-)
Methodisch macht es immer Sinn, komplexe Uebungen zu zerlegen. Und da der Daumen manchmal etwas anderes macht als die Finger, lohnt es sich das zu üben.
Aber es kommt immer auf das Ziel an, welches man erreichen möchte. Einfach nur ein paar Basslinien mit dem Daumen spielen bringt ja auch nicht allzu viel.

Es gibt knifflige Pickingmuster, bei welchen der Daumen immer die Viertel und/oder Achtel spielt, und die die Melodie spielt etwas synkopisch, d.h. offbeat.
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von startom
Hier habe ich eine gute Uebung gefunden in meinem Archiv.
Der Daumen spielt konsequent alle Viertel im sturen Wechselbass. Die "Melodiefinger" jedoch spielen teilweise etwas daneben. Da ist es sinnvoll, wenn der Daumen so unabhängig oder automatisiert ist, dass du ihn beim Spielen vergessen kannst. Der zieht dann sein Ding durch und du konzentrierst dich nur noch auf die Melodie.
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von Andreas Fischer
Danke
Ich werde mich mit diesem Thema mal mehr beschäftigen, ... ich kann ja immer noch wieder aufgeben ;-)
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von mjchael
Das mit dem unabhängigen Daumen ist auch mehr als Unterscheidung zu typisch klassischen Zupfmustern gemeint, wo die Behleitung immer nach einem Schema abläuft, und nur die Melodie unabhängig von der Begleitung ist.

Mit Bassläufen hast du aber schon angefangen den Daumen etwas unabhänger von der ansonsten weitestgehend gleichbleibenden Begleitung zu machen.

Selbst ein einfacher Wechselbass zwischen A und E-Saite oder ein doppelter Wechselbass A D E D- Saite mit dem Daumen oder ein stark synkopierter Bass beim Bossa-Nova stellte für viele Klassik-Gitarristen ein Novum dar.

Heutzutage sind wir mit den Neuerungen aus den 70er-Jahren so vertraut, dass sie eigentlich nicht mehr so etwas Besonderes sind, und du unabhängige Finger schon als etwas selbstverständliches ansiehst.

Also höchstens für einige wenige ungewohnt, aber mittlerweile nicht mehr so was besonderes.
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von Andreas Fischer
Das was du schreibst kommt dann ja meiner Sichtweise schon näher. Dann liege ich ja eventuell doch nicht so falsch?

Ich habe vor ein paar Tagen sogar ein Video gesehen wo Tommy Emanuel (dessen Style ich aber eh nicht mag) meinte er klebte seinen Schülern die Finger mit Klebebenad auf die Gitarre damit sie wirklich nur den Daumen nutzen und lässt sie dann Wechselbass spielen.
Und ich frage mich, wie soll ich den daumen dazu bringen so selbstständig zu sein, für mich gibt es immer das Ganze, und darin kiommt ein jeder Ton dran wenn er dran ist

Wie Knopfler es hier erklärt,
dass die Finger "in between" also dazwischen ihre Töne spielen
so kommt es meiner Sichtweise näher, ich spiele einfach Ton für Ton und alles auf den Bassaiten eben (meist) mit dem Daumen
Der Daumen spielt also immer "on beat" also die 1,2,3,4, und die Finger mal dazwischen oder aber auch "on beat"

Nun ich spiele Wechselbass eh selten, weil es mir meistens nicht gefällt. Aber es gibt ja Ausnahmen und da ich mich gerade mit unterschieldichen Pickingtechniken, Flatpicking, Hybrid, Bluegras, ... beschäftigte kam wieder mal diese Frage nach dem "sebstständigen Daumen" auf.
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von mjchael
Ein durchgehender Wechselbass ist beim 3-Finger-Picking eigentlich Standard. Solltest du noch aus dem Workshop in userem Forum kennen.

Beim Melodiepicking spiele ich den fast immer, obgleich ich auch Stücke ohne Spiele. Meist ist er aber praktisch.

https://de.m.wikibooks.org/wiki/Gitarre ... diepicking

Richtig unabhängig im Rhythmus wird man aber beim Bossa-Nova. Hier was einfaches.
Code: Alles auswählen
   1 . 2 + 3 . 4 + 
||-----R-------R---|| 
||-----M-------M---|| 
||-----Z-------Z---|| 
||-----------------|| 
||-D-----D-D-----D-|| 
||-----------------|| 
Aber es ist schon üblicher, dass der Daumen meist gleichmäßiger spielt als der Rest. Das ist ja auch eine Art Unabhängigkeit, wenn der Daume gleichmäßig wie ein Walkingbass spielt, und die Finger etwas freier die Harmonieen drüber legt. Also weniger gleichmäßig, sondern mehr in Richtung Funk.

Mal ein wirklich schönes Beispiel mit unabhängigen Daumen



und noch eindrücklicher (nach etwa der ersten Minute)

.
Aber wir sind eh Hobby-Gitarristen. Daher machen wir eh von allem nur soviel, wie wir Lust haben.
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von Andreas Fischer
Ja nur soviel man Lust hat das hast du gut gesagt. Aber ich habe im Moment Lust dazu was dazu zu lernen, nicht nur immer neue Lieder sondern auch mal neue Techniken. Besonders reizvoll finde ich gerade das Flatpicking und übe da ordentlich aber über den "blöden" Wechselbass bin ich halt ein paar mal gestolpert und wollte zumindest mein Theoretisches Wissen dazu aufbessern.

Was würdest du nun sagen? Erst den Daumen alleine bis der sich völlig verselbstständigt? Ich tendiere immer noch dazu dem zu wiedersprechen, zumindest in bezug auf einen fortgeschrittenen. Ein absoluter Anfänger würde aber ja auch nicht Wechselbass lernen.
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von mjchael
Ich spiele eigentlich so gut wie nie mit dem Plecktrum, kann dir also außer die Basics nicht viel über Hybridpicking und dort eingesetzter Wechselbass sagen.

Dagegen würde sich für dich wirklich die Einführung in das 3-Finger-Picking lohnen.

ftopic13112.html

Da hast du zum einen Powertabs zum anhören, gut klingende Übung und ein komplettes Unterrichtskonzept, das sich an die "Fingerpicking für Fingerstyle-Gitarre" Bücher von Siggi Schwab anlehnt, jedoch stark vereinfacht. Inkl. einiger Fingerstyle-Solostückchen, die dich aufs Melodiepicking vorbereiten.

Ich bezweifle, dass du im Netz etwas viel besseres zum Lernen findest.
Es gibt zwar einige tolle Videos zum Thema, aber so weit ich weiß, keines so durchkonzeptioniert wie die Lektionen hier im Forum.

Der Daumen wird nur ein paar Minuten idoliert trainiert, dann aber gleich mit dem Basispicking geübt. Die Etüde haben meine Schüler gleich in der ersten Stunde gelernt.

Mit einer Stunde pro Woche kann man es in 2 Monaten. Mit mehr Zeit auch deutlich kürzer.

Dannach sind die Tabs von Startom keine sehr große Herausforderung mehr.

Das Travis-Picking hört sich sehr gut zum Intro von Dust in the Wind an.
Und der Melodiepicking-Workshop basiert auf dem 3-Fingerpicking-Workshop.

@Startom
derne Tabs würden sich gut als Anhang beim Workshop machen. ()/ Nette Tabs!
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von Andreas Fischer
Ich spiele ja schon Melodiepicking. Schon länger. Ich sollte mal wieder was aufnehmen und posten ;-)

Die Frage mit dem Daumen spuckt nur schon seit Jahren in meinem Kopf rum und in den letzten Tagen bin ich eben mehrmals über diese Aussagen gestolpert. Und wunderte mich ob ich da was wichtiges unbeachtet gelassen hab.
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von mjchael
:D Dann habe ich Eulen nach Athen getragen.

Wenn du eh die Basics drauf hast, (nebst Wechselbass) dann brauchst du dich um den Rest nur kümmern, wenn es dran ist, also, wenn es on einem besonderen Stück vorkommt.
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von Andreas Fischer
Schon klar
Trotzdem bleibt die Frage ... ich werde das wohl nie ganz verstehen aber ihr habt etwas Licht ins Dunkel gebracht.
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von mjchael
Ich kann mich ganz wage an eine Diskussion bei einem Forumstreffen erinnern, wo jemand behauptete, der Daumen dürfte nie auf die Melodie-Saiten.

Ungeachtet der Tatsache, dass ich das bei vielen Stücken dennoch so machte (wie bei Siggi Schwab u.a. gelernt), wurde auf die Meinung unbedingt bestanden.
Ich glaube ich hatte damals nicht weiter diskutiert. Mit seiner Methode kam er gut zurecht.
Es ist so ähnlich wie mit dem Picking von Reinhard Mey. Im Buch steht es mit dem 4-Finger-Picking, aber ich spiele es genauso mit dem 3-Finger-Picking. Auch da sagen einige: Das geht doch nicht. ..
Geht es halt doch, ohne irgendein Problem. Das sind die Stellen, wo es keine Probleme gibt, wenn mam da keine sieht. Bzw. wenn man da Probleme sieht, wo keine sind.

Wechselbass sollte keinerlei Probleme machen dürfen. (Außer ein bisschen Übung)

Synkopierter Bass oder Walkingbass dagegeb schon eher. Da muss ich jeden Rhythmus einzeln üben. Und beim Walkingbass kenne ich die Grundlagen, bekomme es aber ohne Tabs nicht flüssig hin.

Aber es gibt noch zig Sachen, die ich nicht kann und weis. Doch mache ich mir darum keinen Kopf.
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von mjchael
Ps.: Dein Stück (letzter Post von dir) ist zwar schön, hat aber nichts mit der 3-Finger-Picking-Methode wie sie im Workshop vermittelt wird zu tun.

Höre dir mal meine Powertabs hier im Forum an. Das sind die Stücke zum Melodiepicking-Workshop auf den Wikibooks.

Im Gegensatz zu den eher klassisch gesetzten Stücken, wird die Melodie im Vergleich zum Original synkopierter.

ftopic9113.html#100196

Und das sind auch nur ganz einfache Sachen, wenn man sich mal einen Ceet Atkins anhört, der eigentlich das Fingerstyle populär gemacht und weiterentwickelt hat.
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von Andreas Fischer
mjchael hat geschrieben:Doch mache ich mir darum keinen Kopf
Schon klar aber wer sich nie einen Kopf macht, lernt nichts dazu
mjchael hat geschrieben:Ps.: Dein Stück (letzter Post von dir) ist zwar schön, hat aber nichts mit der 3-Finger-Picking-Methode wie sie im Workshop vermittelt wird zu tun.
Ich spiele das auch mir 4 Fingern ;-)

Ich nehme an du meinst das hier aus diesem Thread oder?
ftopic39913.html
Feedback dazu bitte dort ist hier ja ganz off topic - danke
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