everyBlues hat geschrieben:
Was glaubst du, warum ich soviel wert auf die Dur- Fingersätze, in der richtigen Reihenfolge an einander gereiht, lege?
1. Es ist, wenn man sie kann, eine sehr gute Orientierungshilfe auf dem Gitarrengriffbrett.
2. Man kommt damit leicht in jede Modale (Kirchen)- Tonleiter.
Nichts anderes machen wir auch. Du kennst glaube ich meine "Module"
1. Fingersatz:

2. Fingersatz:

[/quote]
Wichtig hier: das Karree bzw. die kleinen Sekunden als Orientierung

3. Fingersatz:

alternativer 3. Fingersatz für die 3-Notes-per-String-Skala

und das Slidemodul (günstige Möglichkeit für einen Lagewechsel)

Aus diesen Modulen lässt sich jede Dur- und (natürliche) Molltonleiter, sowie jede klassische Kirchentonleiter zusammensetzen.
Nur in der Dur-Tonleiter entsprechen die Ziffern den Akkordstufen bzw. den Intervallen der Dur-Skala.
In jedem anderen Modus werden die Stufen / Intervalle nur vergleichend herangezogen.
Beispiel:
Einmal ist es C-jonisch, und ein anderes mal ist es F-lydisch (um genau zu sein F-hypolydisch)
Die Gemeinsamkeit springt doch geradezu ins Auge.
F-lydisch entspricht der Subdominante von C-jonisch bzw. lässt sich mit dieser vergleichen.
(Gleiche Töne, gleicher Fingersatz, aber anderer Startton, und damit andere rellative Intervalle.
Durch den anderen Grundton, den andere Akkordtöne, und andere relative Intervalle. (Einziger Unterschied hier: die Quarten) ergibt sich der Modus. Und um genauer zu sein, auch um die Verwendung der Akkorde. Prinzipiell können in einem lydischen Stück alle Akkorde vorkommen, die auch in einer C-Dur-Tonleiter vorkommen. Jedoch vermeidet man Kadenzbildungen, die zu einem anderen Modus hindrängen. (Dominantseptakkorde, Quintfall mit Kadenzwirkung, Tonfolgen, die den Leittoncharakter des anderen Modus hervorheben).
Man darf nicht den Fehler machen:
C-Dur-Akkord sei in jedem Fall die C-Dur-Tonleiter.
C-Dur-Akkord kann sein:
Grundakkord von C-Dur (Tonika) jonisch
Subdominante von G-Dur lydisch
Dominante von F-Dur mixolydisch
Hier wieder nur vergleichend!
Am-Akkord kann sein:
Grundakkord von A-Moll (Tonika in Moll) = äolisch oder Mollvarianten (natürlich, harmonisch, melodisch)
Moll-Subdominante von E-Moll bzw. G-Dur = dorisch
Moll-Dominante von Dm bzw. F-dur = prygisch (mit der Variante A-Dur als phrygisch dominant)
Es gilt hier den Begriff Moll zu erweitern bzw. zu differenzieren.
In meinen Erklärungen sage ich immer: Du kannst den und den Akkord mit der und der Tonart verwechseln, aber...
und dann erläutere ich die Unterschiede.
Dieses entspricht genau dem, was man im Notenblatt erblickt.
Akkorde bzw. Vorzeichen legen einen Verdacht da (es könnte eine entsprechende Dur- oder deren parallele Molltonleiter sein)
Man entdeckt aber etwas, dass nicht dazu passt (Obwohl die Vorzeichen die Tonart G-Dur oder Em naheliegen, scheint es hier so, als habe die Subdominantenparallele Am das Ruder in die Hand genommen. Die 2. Akkordstufe von G-Dur also Am ist zum tonalen Zentrum geworden.) Dies nennt man dorisch.
Wenn dieses Grundverständnis vorhanden ist, und an einzelnen einfachen Liedern nachvollzogen wurde, dann kann man dazu übergehen, die Eigenheiten der Kichentonart zu erarbeiten. (Intervalle, typische Tonfolgen und Akkordprogressionen etc.)
Und später:
3. Und durch Veränderung dieser Kirchentonleitern, wieder in jede außerhalb stehenden Tonleiter. Soll heißen, in Tonleitern die nicht in die Kirchentonleitern eingeordent werden.
Nun kann man auch anfangen, selbstständig nach eigenem Geschmack, Tonleitern zu verändern.
Das ist, bis schritt2, genau die selbe Sicht, wie deine. Nähmlich die Stufen der Dur Tonleiter. Das ist aber nur ein Hilfsmittel, zur bessern oder leichteren Orientierung.
Und ab hier gehe ich dann ganz mit dir konform.
Und dann sieht es eben so aus, das ich zb. eine Dorische Melodie transponiere, aber im Modus bleibe. Das heißt ich bleibe Dorisch!
Das ist doch simple Transponierung. Das funktioniert mit den Modi doch 1:1 wie bei den anderen Tonarten.
Ich spiele eine Melodie mit den Akkorden Am G (Am) ich transponiere sie nach Em D (Em)
Ich spiele eine Melodie mit den Akkorden Am G (A-dorisch) ich transponiere sie nach Em D (E-dorisch)
Da gibt es doch überhaupt keine Schwierigkeiten.
Nur bei Sequenzbilungen ändert sich der Modus.
Oder ich Vergleiche die Modis (Kirchentonleitern) mit einander. Dann bleibe ich doch aber bei ein und dem selben Grundton!
Mal ein Zitat vom T-Shirt-Druck
Das kann man so machen, aber dann klingt es halt scheiße.

Scherz beiseite:
Natürlich kann man das machen, aber man wird feststellen, dass man nicht jede Melodie in jedem Modus einfach so sequenzieren kann.
Es klappt um so leichter, je enger das Verwandtschaftsverhältnis der Modi ist, aber auch nicht immer.
Ich habe mittels ABC-Notation einige modale Folkstücke einfach mal im Modus verändert. Geht da ganz einfach.
Manches klingt einfach nur geil, anderes funktioniert gar nicht.
So wie ihr das macht, bestimmt tatsächlich einzig und allein der Akkord/ die Harmonie über die man spielt, den Modus.
Das ist verkürzt dargestellt. Wenn schon, dann sind es die Akkorde (also Mehrzahl), wobei ja Grundtöne der Akkorde ja gleichzeitig Töne der entsprechenden Tonleiter / Skala sind.
Mit Akkorden zu argumentieren fällt leichter, als mit Noten und Intervallen, da diese missverständlich sein können (vgl. oberes Beispiel mit C-jonisch und F-lydisch).
Die Harmonien bleiben gleich, während sich die Melodie über die Harmonien vielfältig entfalten kann. Da sind die Akkorde im Gegensatz zu den Melodien der kleinste gemeinsame Nenner.
Aber keine Akkorde ohne Skala.
Eine Skala ohne Harmonien sind einfach nur Töne, die mehrdeutig sein können.
Auch wenn man nur eine Melodie spielt, ohne Akkorde, so betont man doch in der Melodie gewisse Töne, die gemeinsam wieder Harmonien bilden. Und hier bin ich dann wieder bei Akkordtönen. Ich habe vom Grundton wieder eine Quinte aufwärts (oder Quarte abwärts) ich habe eine Dur-Terz aufwärts oder eine kleine Sexte abwärts, oder ich habe eine Mollterz aufwärts oder eine große Sexte abwärts.
Aber ich habe ja oben gesagt, dass eine Dur-Terz zu jonisch, mixolydisch oder lydisch passen kann,
und dass eine Mollterz zu äolisch, phrygisch oder dorisch passen kann.
Na gut, die Dur-Terz kann auch zu anderen Dominanten Modi passen, die aber nicht mehr zu den klassischen Modi zählen (Phrygisch-Dominant).
Und wenn ich nun Tonmaterial einer Dur nehme und das irgendwie spiele, und dann mal die Harmonie wegnehme. Was spielt man dann? Was bleibt übrig?
Entweder es klingt besch***
Oder es bildet sich ein tonales Zentrum heraus, je nach dem, welche Töne betont werden, welche nicht,
Welche als Startton, welche als Schlusston empfunden werden. Was sind nur Durchgangstöne, Welche landen auf den Taktschwerpunkten. (Gibt es überhaupt einen Takt / Rhythmus / Groove?)
Möglicherweise ist das, was man spielt mehrdeutig, (nicht genau einem bestimmten Modus zugehörig) obwohl andere Modi ausgeschlossen werden können.
oder aus der Tonfolge lässt sich gar kein tonales Zentrum festlegen.
Alles ist möglich. Mit Harmonien sind diese Unterschiede aber leichter nachzuvollziehen.
A äolisch ist eben was anderes als C ionisch! Das ist ein anderer Mod und ein anderer Grundton. Dieses Bewusst sein geht dabei verloren. Man sagt sich: Amoll ist das Selbe wie C dur, nur der Grundton ändert sich.
Wieder alles nur verkürzt dargestellt. Am ist nicht C-jonisch, dass ist absolut klar! Aber es werden in Am (natürliches Moll) die selben Töne verwendet, die man auch in der C-Dur-Tonleiter verwendet. Es werden in Am auch die selben Akkorde verwendet, wie in C-Dur. Einzige Unterschied: die Moll-Dominante. Die Gemeinsamkeiten sind einfach zu erdrückend, um diese zu ignorieren.
Und kann der Schüler nun auch C Ionisch, D dorisch usw... spielen, was ist wenn C dorisch gefragt ist und nicht D dorisch?
Einfaches transponieren. Das funktioniert genau wie bei allen anderen Liedern.
C-Dorisch entspricht der 2. Akkordstufe von Bb-Dur. Also verwende ich die gleichen Töne, die ich auch bei der Bb-Dur-Tonleiter verwende, nur ich betone beim Spielen den Grundton C nebst Eb und G.
Praktisch auf dem Griffbrett der Gitarre: ich nehme mir meine Module, schaue, wo da eine 2 vorkommt, und setze diese 2 auf dem Ton C, und baue darüber meine Skala auf. Die Akkordtöne des Cm-Akkord norden hier meine erhaltene Skala ein.
Die Intervall- Unterschiede wurden nicht sooo ersichtlich. Man kann das leicht mal übergehen.
Da hast du recht. Daran muss gearbeitet werden. Aber dieses kann man über Akkord-Intervalle leichter vermitteln.
Wieder: Vorzeichen des Stückes, aber Akkorde nebst möglichen Optionen. Nicht einfach nur ein simpler Dur- oder Moll-Akkord.
Beipiel:
Versuche mal, ob beim F-Dur (wenn F als Grundton angenommen wird) ein F-sus4 passt. Passt es, dann kann es kein lydisch sein, sondern es könnte F-mixolydisch oder F-jonisch sein.
Versuche mal ob beim Dm ein Dm-add9 passt. Wenn ja, kann es kein D-phrygisch sein. (etc.)
Wenn erweiterte Akkorde vermittelt wurden, ergibt sich vieles von selbst, bzw. man kann beim Erarbeiten immer auf Bekanntes zurückgreifen.
Was Anfangs leicht gefallen ist, wird nun komplizierter. Der geistige Schritt, wird nun länger. Man überlegt: In welcher Dur Tonleiter ist noch mal das C an zweiter Stelle? Weil zweite Stufe von Dur ist Dorisch......usw.....
Ist nur ein wenig Quintenzirkel nötig.
Es mag tatsächlich einen Tick länger dauern. Also 2 Sekunden anstelle von 1 Sekunde,
Ich will prygisch, lydisch, mixolydisch oder jonisch spielen:
Sage mir den Grundton, den ich auf der Gitarre suchen soll:

bei prygisch setze ich die 3 da hin,
bei lydisch die 4
bei locrisch die 7
bei jonisch die 1
(der G-H-Saiten-Übergang mal außen vor gelassen.)
Je nachdem welchen Finger ich dazu gewählt habe ergänze ich den 1. oder 2. Fingersatz, und bin in der entsprechenden Skala.
Je nachdem auf welcher Saite sich mein Grundton der gesuchten Skala befindet, lässt sich die Akkordform bestimmen, die hier passt, und ich habe mit den Akkordtönen meine Orientierungstöne, die stärker betont werden und verhindern, dass ich in einen anderen Modus abgleite.
Ich spiele selbst nicht viele Solos, aber von der Arbeitsweise ist die Methode ziemlich schnell.
Nachdem man eine Skala mal länger bearbeitet hat, dann geht es im Bruchteil einer Sekunde.
Warum NUR die Sicht aus Äolisch oder Ionisch (Im Dur)? Warum nicht alles vergleichen. Warum nicht Dorisch mit Phrygisch?
Früher gab es kein Äolisch. Naja okay "Früher" ist vorbei ......
Weil es überall meist so ist, dass man vom einfachen aufs komplizierte schließt.
Aber warum soll man es sich einfach machen, wenn es auch kompliziert geht.
Vergleiche doch mal C phrygisch mit C lydisch.
Und das soll für den Schüler einfacher sein?
Wenn man Dur (jonisch) und Moll (äolisch) als den Normalfall annimmt,
dann unterscheidet sich eben jeder andere Modus nur in einem Intervall.
Wenn ich C-Dorisch mit C-Phrygisch vergleiche, dann schiebe ich halt C-äolisch dazwischen, und leite es davon ab.
Das ist nur ein Schritt mehr.
In der Abfolge
C-lydisch, C-jonisch, C-mixolydisch, C-dorisch, C-äolisch, C-phrygisch, C-lokrisch
macht alles viel mehr Sinn, weil sich nur jeweils ein Intervall unterscheidet.
Dazu müsste man aber den Quintenzirkel vorher kennen und anwenden können.
Schreibe dir die C-Modi auf, und siehe dir die Vorzeichen an.
Wie vergleichst du die Tonarten, wenn nicht durch den Vergleich mit C-Dur (keine Vorzeichen.
C-lydisch ein # (Subdominate G-Dur)
C-jonisch keine Vorzeichen (Tonika C-Dur)
C-mixolydisch ein b (Dominante F-Dur)
C-dorisch 2b (Subdominantenparellele Bb-Dur)
C-äolisch 3b (Tonikaparallele Eb-Dur)
C-phrygisch 4b (Dominantenparellele Ab-Dur)
C-locrisch 5b (verminderte 7. Akkordstufe in Db-Dur)
Wieder sehe ich hier den unübersehbaren Bezug der Intervalle zum Quintenzirkel.
Im einzelnen mag es kompliziert klingen, aber es baut sich alles folgerichtig auf.
Probleme ergeben sich nur, wenn man alles andere immer außer Acht lässt und verkürzt betrachtet.
Ich glaube, die Probleme, die ein Schüler haben könnte, sind uns beiden gleichermaßen bewusst, nur jeder hat eine andere Strategie, damit umzugehen. Jede Methode hat hier seine Vorzüge und Nachteile.
Aber nur weil man hier verschiedene Wege gehen kann, ist die jeweils andere Herangehensweise nicht grundsätzlich falsch.
Gruß Mjchael