Erstellt: von mjchael »
12.01.2017, 10:17
Wenn es sich um eine einfache Modulation handelt, wie z.B. Strophe in Moll, Refrain in Dur (vgl. Spanische Romanze) oder mal eine Zwischendominante, oder so einbaut, oder mal einen Durchgangston einschiebt (Von F-Dur nach G-Dur könnte man den F# in den Basslauf einfügen), dann spricht man eigentlich nicht von Bi- bzw. Politonalität, obwol jeder einzelne Bereich mit dazu gehört. Hier verwendet man lieber die eindeutigen Fachbegriffe.
Wenn sich aber ständig das Tonale Zentrum ändert, wie beispielsweise bei Elton Johns "Crocodile Rock", dann kann "Politonal" der einfacherer Begriff sein, als jede Modulation, Rückung, Ausweichung etc. im einzelnen zu zu untersuchen.
Typisch Politonal: Jazz. Da ändert man alle 3 Takte die Tonart. Einmal fügt man beispielsweise Optionstöne ein, die zur Dominante passen (z.B. Dm7 G9 Cj7) , das andere mal haut man in der selben Situation eine kleine None rein (Hm7b5 G9b Csus) und befindet sich eigentlich in einer anderen Tonart, obwohl das keinen stört.
Oben wurde ebenfalls schön beschrieben, dass man sich aus zwei Tonleitern eine dritte bastelt, die beide Töne enthält. Das macht man ja schon beim melodischen Moll, wo man beispielsweise in E-Dur die Tonleiter raufwandert, und in Em runter. Aber wie oben schon gesagt, nennt man es da lieber melodisch Moll als Bitonal.
Ein nettes Experiment, was man machen kann, ist immer die E--Saite im Bass zu spielen, und dann mal mit der E-Dur-Tonleiter, dann der Em-Tonleiter, dann E-Mixolydisch, dann E-Dorisch zu improvisieren.
Oder spiele mal das Stück Greensleeves mal mit dem Ton F (Tonart A-Moll) und schon bei der nächsten Wiederholung mit F# in der Melodie (A-Dorisch). Funktioniert ganz gut.
Ebenso kannst du nach dem gleichen Strickmuster die Akkorde Am und G-Dur spielen, und aufs Gerate-wohl zwischen Dorisch (mit F#) und Moll (mit F) hin und her wechseln. Dieses wäre dann Bitonal.
Viel Spaß beim Experimentieren. Gruß Mjchael