Es stimmt, hier wird viel mit Fachbegriffen herumgeworfen. Wenn man sich allerdings mit alterierten Akkorden bzw. alterierten Skalen auseinandersetzt, werden diese Fachbegriffe einfach vorausgesetzt. Wenn man sich damit auseinandersetzen will, kommt man nicht darum, ins Eingemachte zu gehen.
Für die meisten Gitarristen, die nichts jazziges spielen wollen, ist das, was ich jetzt zu erklären versuche, nicht weiter wichtig.
Für die andern versuche ich einen Crash-Kurs.
Natürlich macht es einen hörbaren Unterschied ob ich beispielsweise einen E9b oder einen E9 spiele. (E7-Akkord mit kleiner oder großer None). Aber in einigen Situationen hast du die Wahl welche Variante du davon wählst. Ebenso ist es dir freigestelt, ob du Optionstöne (9b, 9, 11, 11#, 13b, 13...) einfügst oder nicht. Wenn man aber alterierte Akkorde oder Skalen einsetzt geht man davon aus, dass wenigstens einer dieser Optionstöne erhöht oder erniedrigt wird, um den Klang der Dominante noch schärfer klingen zu lassen.
Die Optionstöne 9, 11 und 13 gehören standardmäßig zur Dominante. Wenn man mit den Tönen (neben den Tönen des Dur7-Akkord) improvisiert dann hat man die mixolydische Skala.
Fügt man jetzt eine Zwischendominante ein und reichert diese mit Optionstönen an so ändern sich die Intervalle.
Beispiel:
G7 besteht aus den Tönen G H D F
Als Dominante der C-Dur-Tonleiter kannst du bei G7 üblicherweise folgende Optionstöne einsetzen.
9, 11 und/oder 13 ( A C E )
Entsprechend heißen die Akkorde G9, G11 oder G13
In der D-Dur-Tonart kommt ein G üblicherweise nicht als G7 vor.
Dort ist G-Dur die Subdominante und wird üblicherweise mit einem j7 erweitert.
Gj7 = G H D F#
Die möglichen Optionstöne der Subdominante sind j9, j11# und j11#/13
wobei das j hier als Abkürzung für j7 also für die große Septime steht.
Spielt man hier aber dennoch ein G7 und kein Gj7 (z.B. beim Blues oder Rock'n'Roll)
ändern sich die möglichen Optionstöne, die man üblicherweise bei der Dominanten (7er-Akkord) erwartet.
9, 11# und/oder 13 ( A C# E )
Entsprechend heißen die Akkorde G9, G11# oder G11#/13
Als Akkord wird ein 11#er ungern eingesetzt, doch bei der Melodie muss man das C# der D-Dur-Tonleiter mit berücksichtigen.
Also man spielt als Skala lydisch-dominant
Dominant, weil ein G7 (mit oder ohne Optionstöne) gespielt wird,
lydisch, weil eine übermäßige Quarte (4#) bzw. übermäßige Undezime (11#) dabei ist.
4# bzw. 11# sind das Kennzeichen einer lydischen Skala.
(Schlagwort: lydische Quarte (4# bzw. deren Oktave 11#)
Du hast also eine mixolydische Skala jedoch mit einer übermäßigen Quarte
oder du hast eine lydische Skala jedoch mit einer kleinen Septime.
Eben lydisch-dominant.
lydisch jetzt weil 4 ( 4. Stufe ist die lydische ) + 7 ( Anzahl der Töne einer Tonleiter ) = 11 ( der zu verändernde Ton, ist die oktavierte Quarte )
Lydisch, weil die Quarte 11# das typische Kennzeichen der Subdominante ist ist.
Lydisch-dominant, weil die Zwischendominante (Beispiel von oben G7) die Subdominante (Gj7) ersetzt.
Phrygisch entspricht der 3 Akkordstufe einer Dur-Tonleiter
In der C-Dur-Tonart würde über dem Em-Akkord phrygisch improvisiert.
E-phrygisch = Em-Akkord mit den Tönen E G H D F A C
Typische Akkorderweiterungen: Em7 Em
9b Em
9b/11 Em9b/
13b
Schlagwort: Phrygische None (9b)
Machst du jetzt aus dem Em-Akkord die Zwischendominante E7 um beispielsweise zum Am weiterzuleiten hast du
E-phrygisch-Dominant = E7-Akkord mit den Tönen E
G# H D F A C
Typische Akkorderweiterungen: E7 E
9b E
9b/11 E9b/
13b
Du siehst selbst welche Intervalle sich von der mixolydischen Skala unterscheiden (9b, 13b)
Bei den ganzen Gedöns musst du 3 Dinge im Auge behalten.
erstens:
Was sind die üblichen Intervalle einer Dominante (7, 9, 11, 13)
zweitens:
was sind die üblichen Intervalle der anderen Stufenakkorde
Subdominante (j7, 9,
11#, 13) (lyd.)
Tonika (j7, 9, 11, 13) (ion)
Dominante (
7, 9, 11, 13) (mixo)
Subdominanten-parallele (7, 9, 11,
13) jedoch mit kleiner Mollterz
(3b) (dor.)
Tonika-Parallele (7, 9, 11, 13b) incl. kleiner Mollterz (3b) (äol.)
Dominanten-parallele ( (7,
9b, 11, 13b) incl. kleiner Mollterz (3b) (pryg.)
Wie setzt sich jetzt die alterierte Skalen zusammen.
Aus jeder Akkordstufe kann man eine Zwischendominante machen.
Lydisch dom inant (7, 9,
11#, 13) (ehemals Subdominante)
Jonisch dominant (7, 9, 11, 13) (ehemals Tonika)
mixolydisch (
7, 9, 11, 13) (Bei der Dominante ändert sich nix.)
dorisch-dominant (7, 9, 11,
13) jetzt mit Dur-Terz (Ehemals Subdominanten-Parallele)
äolisch-dominant (7, 9, 11, 13b) jetzt mit Dur-Terz (Ehemals Tonika-Parallele)
Phrygisch-Dominant ( (7,
9, 11, 13b) jetzt mit Dur-Terz (Ehemals Dominanten-Parallele)
Du siehst, wie sich die die einzelnen Intervalle voneinander unterscheiden. Die meisten Intervalle bleiben von der ursprünglichen Skala erhalten. Doch weil man den ursprünglichen Akkord durch einen Dur7-Akkord ersetzt, wird entweder aus der ursprünglichen großen Septime eine kleine Septime, oder aus der Moll-Terz wird eine Dur-Terz.
Soweit ist hoffentlich noch alles nachvollziehbar.
Wenn du dir jetzt jonisch-dominant, mixolydisch und dorisch-dominant anschaust, siehst du, dass alle die gleichen intervalle haben. Darum nennt man alle einfach mixolydisch. Und diese sind dann natürlich keine alterierten Skalen, da ja kein Intervall erhöht oder erniedrigt wurde. Die anderen Namen dienen nur für die Theorie, um zu wissen, was man hier eigentlich gemacht hat.
So, das sollte zum groben Verständnis ausreichen. Es ist, wie oben schon gesagt, nichts für mal eben Zwischendurch, sondern nur für die, die in Jazz hineinschnuppern wollen. Und das auch nur ganz grob vereinfacht. Ihr könnt euch denken, dass die richtig eingefleischten Jazzer noch ganz andere Sachen machen, die selbst ich nicht durchblicke, und wo sie selbst nicht mehr wissen, wie sich das ganze herleitet. Aber für solche Zwecke eignet sich die Bezeichnung "Alterierte Skala" recht gut.
Irgendetwas mit einem Dur7-Akkord (glaub ich) und noch ein paar schräge Töne, von denen ich selbst keine Ahnung habe, wie die da hinkommen.
Gruß Mjchael