E-Gitarre Abschlag mit Plektrum: Wie weit ausholen?

von rafig
Hallo.
Ich bin ein Frischling, erst seit 3 Monaten dabei komme wirklich sehr gut voran. Ich greife die einzelne saiten sauber und lerne sehr viel Theorie. Von Anfang an habe ich zweimal im Monat (demnächst auch dreimal) Gitarren-unterricht bei einem professionellen Lehrer.

Ich bin seit der letzten Unterrichststunde komplett verunsichert. Vorher habe ich dreimal am tag geübt (Morgens Pentatoniken, Mittags Unterrichtsstoff und abends Akkordwechsel), aber seit zwei tagen leider nicht mehr. Die nächster Unterrichtsstunde ist in 10 Tagen, ich brauche wirklich eure Hilfe.

Wie der überschrift schon andeutet geht es darum wie weit ich ausholen muss um nur eine saite bzw. den ton richtig anzuschlagen? Im Unterricht zuletzt bei einem Wechselschlag (Abschlag H saite, Aufschlag G saite) hat der Lehrer mich darauf hingewiesen das ich etwas weiter ausholen muss. Ich habe es versucht und die saite leider nicht getroffen, daraufhin sagte der Lehrer: siehst du, so wird es deutlich schwieriger. Ich habe leider nicht gefragt ob er das mit dem "weiter ausholen" allgemein meinte oder nur bei einem Wechselschlag.

Daheim angekommen versuchte ich bei den stücken aus dem Buch, die 100% sitzen das neue Anschlagtechnik aus. Ich kam mir vor wie am ersten tag mit der Gitarre. Wenn ich weiter aushole treffe ich öfters die richtige saite nicht oder ich bleibe bei den anderen saiten hängen. Es ist einfach frustrierend, mir kommt so vor als hätte ich die letzten 3 Monate umsonst gelernt. Anscheinend habe ich mir unbewusst einen minimalistischen Anschlagtechnik bzw. Handbewegung angeeignet. Ich greife saiten sauber und treffe immer die richtige saite aber mit minimaler Handbewegung.

Ich habe in meinem Buch geguckt, das Netzt durchsucht und leider nichts darüber gefunden. Bei den Akkorden ist klar das man weiter ausholen muss, das mache ich auch. Aber bei den einzelnen saiten und tönen wie weit muss ich ausholen?

Vorab vielen Dank!

Grüße
Rafig
Zuletzt geändert von rafig am 03.06.2016, insgesamt 1-mal geändert.
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von Chavez
Ich weiß jetzt nicht ob ich das wirklich richtig verstehe, aber wenn ich Licks spiele die aus einzelnen Tönen bestehen dann hole ich überhaupt nicht aus sondern zupfe die jeweilige Saite mit dem Plek nur an. Mein Lehrer macht das auch nicht anders. Egal ob Auf- oder Abschlag.
Ich spiele jetzt E-Gitarre. Aber selbst bei einer Western kann ich mir nicht vorstellen das man da Gott weiß wie ausholen muß um eine Saite anzureißen.
Was genau soll denn gespielt werden?

von rafig
Hi,
ich spiele ebenfalls eine E-Gitarre. Meine Handbewegungen sind genauso minimalistisch wie bei Ihm hier:



Dieses Tutorial hatte ich zuletzt im Netz gefunden und etwa so eine Handbewegung hat mein Lehrer mir bei einem Wechselschlag empfohlen:

http://de.wikihow.com/Eine-Gitarre-anschlagen

Wenn ich ehrlich bin macht weiter ausholen bei einer E-Gitarre keinen sinn. Bei einer Akustik oder Westerngitarre sieht schon anders aus.

Das stück heißt: Freude, Schöner Götterfunken vom Beethoven. Aber meine frage gilt allgemein für alle Abschläge der einzelner saiten und töne auf einer E-Gitarre.

Grüße
Rafig
Zuletzt geändert von rafig am 03.06.2016, insgesamt 1-mal geändert.

von slowmover
Du hast das Richtig verstanden. Irgendwann hat mal ein Spassvogel damit angefangen alternate Picking mit Wechselschlag zu übersetzen, weil
er den Begriff so von der Konzertgitarre kannte. Da bezeichnet Wechselschlag abwechselnd Zeige und Mittelfinger zu benutzen.

Wenn egal ob strumming oder picking alles mit Wechselschlag bezeichnet wird ist das ein sicherer Weg einen Anfänger zu verwirren.
Also ehe jetzt über Sonderfälle wie Sweep Picking und Economy picking gesprochen wird:

Gar kein Schlag, wie Chaez schrub. Minimale Bewegungen sind angesagt. Wie ein Geier über dem Griff zu kreisen ist falsch.

von rafig
Ich soll weiter spielen wie bisher und brauche nicht umzustellen? Das finde ich jetzt klasse aber mit meinem Lehrer möchte ich mich nicht überwerfen. Ich suche in Yotube nach einen E-Gitarren Spieler der weiter ausholt aber finde keinen.

Grüße
Rafig
Zuletzt geändert von rafig am 04.06.2016, insgesamt 4-mal geändert.
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von Chavez
Hm, ist jetzt nur meine Meinung, aber in dem von dir verlinkten Video spielt der Mensch völlig normal. Da ist nichts "minimalistisches" dran.

Wenn du jetzt so verunsichert bist dann sprich deinen Lehrer drauf an (btw. ich kann meinen anrufen wenn ich ein Problem habe das mir auf den Nägeln brennt).

Hier gibts aber einige Leute die selbst unterrichten und dir da sicher noch mehr zu sagen können.

von rafig
@Chavez

Aber du siehst schon einen Unterschied zwischen Anschlagtechniken bei den Musikern oben, oder? Der mit der Akustikgitarre holt ziemlich weiter aus, auch für die einzelne töne und saiten.

Mal anders gefragt. Wenn Ihr beim Abschlag weiter ausholt seit Ihr trotzdem treffsicher? Ich bin Anfänger und möchte Basics richtig lernen und wenn es sein muss mache ich halt einen neustart.

Email habe ich heute geschrieben aber einen Anruf möchte ich lieber nicht machen.

Grüße
Rafig
Zuletzt geändert von rafig am 04.06.2016, insgesamt 4-mal geändert.

von slowmover
wenn Du Deinen Lehrer nicht missverstanden hast, dann musst Du den Lehrer wechseln. Es gibt auch bei Western und Konzertgitarre beim Melodiespiel keinen Grund mehr Bewegungen als nötig zu machen. Die Lautstarke hängt davon auch nicht ab.

von rafig
@slowmover
Ich habe Ihn mit Sicherheit missverstanden, er ist einfach zu gut dafür um falsche Tipps zu geben.

Ihr wisst gar nicht wie mir jetzt eure antworten gut tut. Ich werde heute Nacht noch 1-2 Stunden üben und ab Morgen geht es ganz normal weiter meiner Übungsplan. Dankeschön!

Grüße
Rafig
Zuletzt geändert von rafig am 04.06.2016, insgesamt 2-mal geändert.
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von Hendock
rafig hat geschrieben: Das stück heißt: Freude, Schöner Götterfunken vom Beethoven.
Das Stück heißt: "Ode an die Freude" bzw. 9. Sinfonie. ;)

Zum Thema: Immer so wenig Bewegung wie möglich und so viel wie nötig.

von rafig
9. Sinfonie ist richtig und wird dort von einem Chor gesungen. Bei mir in der überschrift steht geschrieben: Freude, Schöner Götterfunken. Vielleicht hat der Author des Buches die Melodie für die E-Gitarre geschrieben und dieser so benannt.

Danke! Gut das ich das hier gefragt habe, war fast am verzweifeln. Ihr seid die besten.

Grüße
Rafig

von slowmover
Naja,
Schiller hat hat das Gedicht nicht nur geschrieben, sondern. eben "Ode an die Freude genannt", als er es auf Bitten eines Freundes für die Tafel der Freimaurer Loge geschrieben hat. Beethoven komponierte seine 9. kurze Zeit später und fühlte sich so stark inspiriert, dass den Schlusssatz der Symphonie damit enden lies. Beides ist sachlich vollkommen richtig und gleichwertig verwendet. International findet nur Ode an die Freude Verwendung. Im englischen "ode to Joy" oder "Song of Joy".
Der Reiz des Stückes liegt auf der Gitarre darin, sowohl eine Basslinie, als auch in 1/16 Noten ständig einen Akkord und Melodietöne enthalten sind,, ohne dass die Melodie im Tongewirr verloren gehen darf. Also eigentlich wie geschaffen für das Fingerpicking. Schüler auf der Konzertgitarre lerne diese Fassung als eines der ersten Mehrstimmigen Stücke nach ca. 6 -12 Monaten Unterricht:

Mit Plek geht das entweder nur mit den Medlodietönen oder im Hybrid Picking.
Nur mit den Melodietönen bleibt nur der Charme von "Alle meine Entchen" über.

von Chryz
Hi Rafig,
deine Frage war ja, wieviel ausholen musst, um den ton "RICHTIG" anzuschlagen. Aber die Frage ist ja: Was ist denn "richtig"?
Wenn man so balladige Sachen spielt, wie in deinem Youtube Video, dann machen lockere, kleine Bewegungen Sinn und reichen völlig aus. Die Folge ist ein entspannter, weicher Sound. Wenn du aber aggressive Töne erzeugen willst, musst auch mal richtig in die Saiten reinhauen. Das können kreischende Soli sein oder auch fette Riffs. In jedem Fall kann man Unterschiede hören, wie eine Saite angeschlagen wird.
Grüße vom
Chryz
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von mjchael
Bild
Zur Haltung eines Plectrums

Wenn man Anfangs noch Probleme hat, die Saiten richtig zu treffen, dann kann man auch den kleinen Finger der Schlaghand auf den Gitarrendeckel /-Korpus aufstützen.

Einige von den ganz großen Gitarrenhelden legen sogar ihre Hand teilweise auf die Saiten auf. (Natürlich nur beim Melodiespiel, und da auf die, Saiten die sie momentan nicht spielen.)
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von startom
mjchael hat geschrieben: Einige von den ganz großen Gitarrenhelden legen sogar ihre Hand teilweise auf die Saiten auf.
Nicht nur die grossen, auch die kleinen Helden.
Das "Hand-auflegen" beim Solospiel unterrichte ich von Anfang an, das Stabilisieren der Spielhand ist die Grundlage für exaktes Melodiespiel.
Somit erübrigt sich auch die Frage nach dem "weit ausholen müssen" hoffentlich.
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von Counterfeit
zur Ausgangsfrage: So viel wie nötig, so wenig wie möglich ;-) Bei Gitarrespielen geht es viel um Effizienz. Gerade wenn es mal schneller werden soll, ist es wichtig, die Bewegungen so klein wie möglich zu halten. Egal ob es bei der rechten Hand der Saitenanschlag ist oder bei der linken Hand die Bewegung der Finger (möglichst nah am Griffbrett). Ich merke es gerade bei schnelleren Metalriffs. Mein Lehrer sagt mir da auch, dass ich in der rechten Hand zu viel Bewegung drin habe und somit nicht auf die Geschwindigkeit kommen kann.
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von mjchael
Bei der Klassik gibt es den angelegten Anschlag. (Hoffe ich verwechsle gerade nichts.)
Man zupft eine Saite an, stoppt aber mit dem Zupffinger auf der nächsten Saite, so als wolle man sie dämpfen.
Solche Anschläge klingen kräftiger als beim normalen Zupfen.
Das geht auch mit dem Plectrum als Abschlag. Da kann man sogar (wenn man zielsicher ist) ziemlich weit ausholen.
Du schlägst weniger von oben nach unten, als mehr etwas schräg in das Schalloch hinein. Du wirst dann von der nächsten Saite gestoppt.
Solch einen Anschlag kann man beispielsweise bei einem einfachen Rhythmuspattern mit Wechselbass oder Basslauf anwenden.
Man holt dann eh weit aus, wenn man jedesmal zwischen den Bass und Melodiesaiten wechselt.
Hier wäre eine minimale Bewegung irgendwie nicht angebracht.
Daher präzisiere ich Counterfeits Antwort in so weit:
So weit wie nötig, aber so wenig wie möglich.
Wie du siehst, gibt es hier viel Spielraum.

von rafig
Hallo,
danke für die zahlreichen Antworten. Ich hatte heute mittag Unterrichtsstunde und alles wurde geklärt. Ich sollte als Übung zwischen einer Viertelnote und Wechselschlag weit ausholen und das hatte ich dann falsch interpretiert. Pendelartige Handbewegung hilft mir beim spielen im takt zu bleiben und wenn eine Viertelnote kam hatte ich die leere saite nicht angeschlagen bzw. mein Handgelenk blieb einfach stehen. Die Übung half mir tatsächlich und die stelle ist jetzt perfekt.

Abgesehen davon sollte ich mich als Lerntyp zwischen streng und schlampig einordnen sonst komme ich einfach nicht vom fleck. Das bezog sich aber NUR auf die Pentatoniken die ich täglich übe. Ich versuche finger immer perfekt zu platzieren und es darf bloß keine saite falsch klingen. Er meinte das würde zwar auch gehen aber dauert halt ewig. Also werde ich ab sofort versuchen Spielfluss nicht zu stören und einfach laufen lassen.

Ich nehme bei mir unterschiedliche Lernerfolge wahr. Kann das eigentlich sein?

- Bei Unterrichtsstoff komme ich sehr gut voran und "fast" alles klappt nach 3-4 Wiederholungen am selben tag. Natürlich werden am ende mehrere hundert oder gar tausende Wiederholungen einer Lektion (Theorie, Melodien, Lieder) bis das alles sitzt. Aber hier kann ich mich echt nicht beklagen.

- Bei den Akkorden komme ich einfach sehr schwer voran. Ich habe das Gefühl das ich für die Akkorde 1-2 Monate benötige bis die einigermaßen sitzen.

- Die Pentatoniken sind freiwillig. Ich übe die morgens etwa 30 Minuten um warm zu werden. Auch hier habe ich noch keinen richtigen Spielfluss trotz 2 Monate Übung.

Grüße
Rafig

von everyBlues
rafig hat geschrieben:,
Ich versuche finger immer perfekt zu platzieren und es darf bloß keine saite falsch klingen. Er meinte das würde zwar auch gehen aber dauert halt ewig. Also werde ich ab sofort versuchen Spielfluss nicht zu stören und einfach laufen lassen.
Da stimme ich deinem Lehrer mal zu.
Die Angst vor falschen Tönen, kann schon etwas ausbremsen. Ich würde auch raten, es laufen zu lassen.
Genauigkeit ist zwar gut und schön, sollte aber nicht übertrieben werden. Ich habe die Erfahrung gemacht, das Vieles erst mit der Zeit kommt.
Das kommt von selbst, mit dem Üben, mit dem regelmäßigen Spielen.
Kann nicht beschleunigt werden und es gibt keine Abkürzung. Es dauert so lange, wie es halt dauert ;)

Das du unterschiedliche Lernerfolge bei dir wahrnimmst, ist normal, sollte dich auch nicht weiter stören.
Das Eine geht schneller, das Andere halt dauert eben etwas länger. Na und.
Ist ja auch nicht jeder Tag gleich und wir sind ja auch nicht jeden Tag gleich gut drauf ;) .

Wichtig! Und das finde ich wirklich wichtig, ist, das du bereits am lernen Spass hast.
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von Hendock
rafig hat geschrieben:Ich sollte als Übung zwischen einer Viertelnote und Wechselschlag weit ausholen und das hatte ich dann falsch interpretiert. Pendelartige Handbewegung hilft mir beim spielen im takt zu bleiben und wenn eine Viertelnote kam hatte ich die leere saite nicht angeschlagen bzw. mein Handgelenk blieb einfach stehen. Die Übung half mir tatsächlich und die stelle ist jetzt perfekt.
Das kenne ich so ähnlich. Als wir neulich im Unterricht mit Funk&Soul angefangen sind habe ich bei Leerschlägen auch einfach stillgehalten. Ich muss(te) es wirklich bewusst üben, z.B. alle 16tel durchzuschlagen - bei Leerschlägen halt an den Saiten vorbei. Und das übt man anfangs halt etwas übertrieben langsam mit etwas übertrieben ausholender Bewegung.
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