[Workshop] Aufbau von Akkorden

von felixsch
Einleitung

Da es im Workshopbereich schon einige Tutorials zum Thema "Akkorde" bzw. "Herraushören von Akkorden" gibt, möchte ich in diesem Forum ein paar Worte zum Aufbau von Standardakkorden schreiben, welche schon in den Wikibooks ausführlich erläutert wurden.
Anmerkung: das deutsche "H" gibt es hier nicht, "H" wird als "B" bezeichnet.

Was sind Standardakkorde?

Standardakkorde sind sehr häufig verwendete Akkorde, wie Moll- und Dur- oder auch Sept- , Add-, und Susakkorde.
Akkorde bestehen in ihrer einfachsten Form aus drei Tönen. Klingen drei Töne zusammen, nennt man das einen "Dreiklang".
Klingen zwei Töne zusammen ("Zweiklang") spricht man zwar korrekt von keinem Akkord, dennoch klingen schon zwei Töne harmonisch zusammen. (--> "Powerchords")


Aufbau von Akkorden - Der Dreiklang

Bei den meisten Akkorden halten wir uns an die Tonleiter der jeweiligen (Grund-)Tonart.
Akkorde, bzw. Dreiklänge bestehen in fast allen Fällen aus folgender Zusammenstellung:

Grundton - Terz - Quint

Die Qualität - also die genauere Bestimmung der einzelnen Intervalle - lassen wir erst einmal unbeachtet.
Nun ergeben sich folgende Merksätze:

Ein Dreiklang besteht immer aus dem Grundton, irgendeiner Terz und irgendeiner Quint.

oder

Ein Dreiklang ist eine aufeinander Schichtung irgendwelcher Terzen auf den Grundton.

Natürlich kann man zu einem Dreiklang noch die jeweilige Oktave des Grundtons hinzunehmen, trotzdem wäre es noch ein Dreiklang.

Beispiel: C - E - G - (C)

Der Dur-Dreiklang

Soweit das Grundgerüst.
Nun gucken wir und doch einmal einen Dur-Dreiklang an.
Der Einfachheit halber werde ich alle Beispiele dieses Workshops in der Tonart "C" schreiben.
Bei einem normalen Dur-Dreiklang ergibt sich folgende Formel:

Dur-Dreiklang: Grundton - große Terz - Quinte
Beispiel: C - E - G

Durakkorde werden mit dem Großbuchstaben des Grundtons beschrieben. Das Akkordsymbol für C-Dur wäre also: "C"

Hierzu ein genau erklärtes Beispiel in "E-Dur", Schritt für Schritt:
Wir nehmen uns die Tonleiter: E - Fis - Gis - A - B - Cis - Dis - E

Markieren wir uns Töne die wir für den Dreiklang benötigen:
E - Fis - Gis - A - B - Cis - Dis - E
In diesem Fall sind wir hier schon fertig, den die große Terz von E aus wäre das Gis, die reine Quint von E aus das B.
Unser E-Dur-Dreiklang besteht also aus den Tönen: E - Gis - B

Der Moll-Dreiklang

Bei einem Moll-Dreiklang ersetzen wir die Große Terz durch eine Kleine:

Moll-Dreiklang: Grundton - kleine Terz - Quinte
Beispiel: C - Eb - G

Schreibweise: "Cm" (C-Moll) oder einfach ein kleines "c".

Nun ein Beispiel für einen Molldreiklang, nehmen wir A-Moll:
Tonleiter: A - B - Cis - D -E - Fis - Gis - A
Unsere Akkordtöne haben wir uns Markiert.
Aber Halt: Wir wollen einen Moll-Dreiklang bilden, also brauchen wir statt der großen Terz die kleine Terz von A aus.
Wir zählen also 3 Halbtonschritt von A aus nach oben und landen somit beim Ton C.
Somit wären unsere drei Akkordtöne von A-Moll: A - C - E

Aufbau von Dominantseptakkorden bzw. Mollseptakkorden: Der Vierklang

Häufig stoßen wir als Gitarristen auch auf Akkorde wie "C7", "Em7" oder "B7". Diese "Siebenerakkorde" bezeichnet man als "Dominantseptakkorde".
Wie auch Dur - und Mollakkorde bestehen sie wieder aus unserer Dreiklang-Akkordformel "Grundton - Terz - Quint" , allerdings fügen wir diesen drei Tönen nun einen vierten Ton hinzu: die Septime (was auch die "7" an einem Dominantseptakkord erklärt).
Also erhalten wir folgende Formel:

Grundton - Terz - Quinte + (kleine) Septime

Auch bei diesen "7ern" Akkorden gehen wir so vor wie mit normalen Dur- und Mollakkorden.
Heißt bei Dur (Dominantsept):
Grundton - große Terz - Quinte + kleine Septime

Bei Moll (Mollsept) nach obigen Schema:
Grundton - kleine Terz - Quinte + kleine Septime

Bei unserem Beispiel in C erhalten wir also folgendes:

C7 = C - E - G - Bb (Bb ist die kleine Septime von C)
Cm7 = C - Eb - G - B

Großer Septakkord (Major Seven)

Auch auf sogenannte "Majorakkorde" ("maj") stoßen wir häufiger. Schreibweisen: Cmaj7, C7+ oder auch ein C mit einem hochgenommenen Dreieck.

Sie sind ähnlich aufgebaut wie Dominantseptakkorde, nur dass man anstatt der kleinen Septime die große Septime zum Durdreiklang hinzufügt.

Grundton - große Terz - Quinte - große Septime

Heißt bei Cmaj7: C - E - G - B (B ist die große Septime von C)


Mollseptakkorde mit großer Septime

Nun gibt es auch "Moll-Major7-Akkorde" die als "Mollseptakkorde mit gr. Septime" bezeichnet werden.
Beispiel: C-Mollmaj7.
Das selbe Spiel wie immer mit unseren Mollakkorden: Die große Terz wird zur kleinen Terz, zum Molldreiklang fügen wie die große Septime zu:

Grundton - kleine Terz - Quinte + große Septime

Wir merken also langsam: der Aufbau ist eigentlich immer der selbe.

Add-Akkorde

Add-Akkorde (zum Beispiel Dadd9) sind Standardakkorde, zu denen ein jeweiliges Intervall "addiert" wird.
Haben wir also einen "Cadd9" Akkord heißt das nichts anderes als:

Grundton - große Terz - Quinte + None/Sekunde

Wir nehmen also die None bzw. Sekunde (9) zum Akkord hinzu.

Beispiel "Cadd9": C - E- G - D

Sus-Akkorde

Sus-Akkorde sollen Spannung erzeugen. Beispiele wie "Dsus2" oder "Dsus4" begegnen uns Gitarristen immer häufiger.
Wie auch bei den "Add" Akkorden nehmen wir das jeweilig hinter dem Akkord stehende Intervall zum Grundakkord hinzu. Im Gegensatz zu Susakkorden wird dadurch allerdings die Terz (3) des Grundakkords ersetzt.

Bei Csus4 sieht das so aus:

Grundton - Quarte - Quinte
C - F - G

Der Powerchord

Dieser Abschnitt richtet sich vor allem an Stromgitarristen. Weil bei hoher Verzerrung ein normaler Offener Akkord bzw. Barreakkord schnell anfängt zu "matschen" hat man sich die "Powerchords" zurechtgelegt. Da sie nur aus Grundton und Quinte (5) bestehen heißen sie auch "5er Akkorde" (z.B. C5, G5)
Powerchords sind sogenannte "ungeschlechtliche Akkorde" , heißt sie sind weder Dur noch Moll, da die Geschlechtsbestimmende Terz fehlt (groß bei Dur, klein bei Moll)
Powerchords bestehen aus zwei Tönen: Grundton und Quinte. Der Grundton wird meist Oktaviert.

Grundton - Quinte - (Grundton)
Beispiel C5: C - G - (C)

Somit hätten wir alle wichtigen Akkorde durchgesprochen, die uns in unserem Gitarristenalltag häufig begegnen. Natürlich gibt es noch sehr, sehr viele andere Akkorde, alle zu Erklären würde den Rahmen dieses Beitrags mehr als Sprengen.

Ich hoffe euch hat das kleine Tutorial gefallen ;)
Felix
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von Phuehue
Grossartige Zusammenfassung! Kurz und knapp, Gratuliere! :D

Bei dieser Gelegenheit eine Frage:
Warum verwendet man eigentlich bei den 9er / 13er Akkorden die Zahl 9 u 13? warum nicht 2 u 6 (wie bei den sus-Akkorden oder eben: C6 zB)?
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von Wurstfinger65
Danke, das gefällt mir sehr gut.
Es ist einfach erklärt und es ist eine überschaubare Lektion. Man hat nicht gleich das Gefühl mit Informationen erschlagen zu werden.
Mit diesen theoretischen Dingen muß ich mich jetzt auch mal näher befassen. Nur als Anfänger hast Du so viele Baustellen, da fand ich andere Dinge immer wichtiger.
Na ja, Rom wurde ja auch nicht an einem Tag errichtet.
)()(

PS: mach mal weiter so ;)

von felixsch
Phuehue hat geschrieben: Bei dieser Gelegenheit eine Frage:
Warum verwendet man eigentlich bei den 9er / 13er Akkorden die Zahl 9 u 13? warum nicht 2 u 6 (wie bei den sus-Akkorden oder eben: C6 zB)?
Hey,

Eine None setzt sich ja aus einer Oktave und einer Sekunde zusammen.
Dementsprechend könnte man, wie du schon sagst, eigentlich anstatt "None" auch "Sekunde" sagen, wobei dann eine ganze Oktave Tonabstand fehlen würde ;)

Genau so ist es mit der 13. Die ist eine Zusammensetzung aus Sexte + Oktave = Tredezime
Würdest du hierzu "nur" Sexte sagen, würde wieder ein ganzer Oktavraum fehlen.

Gruß
Felix

PS. Danke für das Lob :)
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von Phuehue
felixsch hat geschrieben:Eine None setzt sich ja aus einer Oktave und einer Sekunde zusammen.
Dementsprechend könnte man, wie du schon sagst, eigentlich anstatt "None" auch "Sekunde" sagen, wobei dann eine ganze Oktave Tonabstand fehlen würde ;)
Ou man logisch... Ich Nase hab gar nicht dran gedacht, dass es ja zwar derselbe Ton ist, aber - eben - durchaus einen anderen Intervall hat und mehr Information gibt... :shock:

Aber bei der 13 wär's dann die Sext, oder? Nicht die Quint.

von felixsch
Das war weil ich so schnell getippt habe ;) Wurde schon verbessert ;)
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von Phuehue
:D
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von Hendock
Ich bin durch einen anderen Thread hierher gekommen. Super erklärt!

Nur ein Problem habe ich damit:
felixsch hat geschrieben:Nun ein Beispiel für einen Molldreiklang, nehmen wir A-Moll:
Tonleiter: A - B - Cis - D -E - Fis - Gis - A
Lautet die A-Moll-Tonleiter nicht eigentlich: A - B - C - D - E - F - G - A ? :_::_:

Was du beschreibst ist A-Dur.
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von Beastmaster
Hallo Hendock,

dir ist da entgangen das Felixsch absichtlich erst diesen Patzer einzubaute um darauf einzugehen, daß man zum Moll die Mollterz benötigt.


LG
Beastmaster

von felixsch
Hey,

bei Moll wird die kleine Terz verwendet. Das Cis wäre die große Terz ;) C wäre die in A-Moll vorkommende kleine Terz.
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von Hendock
Beastmaster hat geschrieben:Hallo Hendock,

dir ist da entgangen das Felixsch absichtlich erst diesen Patzer einzubaute um darauf einzugehen, daß man zum Moll die Mollterz benötigt.


LG
Beastmaster
Vielleicht bin ich ja zu blöd, es zu kapieren. Aber so gesehen finde ich die Vorgehensweise eher unglücklich. felixsch erwähnt doch schon im Satz dvor, dass die kleine Terz benötigt wird. Warum dann nochmal die falsche Tonleiter aufschreiben? :_::_:
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von Beastmaster
Hi Hendock,

man könnte jetzt mutmaßen, damit der Mitleser aufpassen soll, muss es aber nicht.

Du hast aber recht. Wenn ichs mir nochmal ansehe fällt die dargestellte Tonleiter fürs Auge doch sehr ins Gewicht.
So sollte wenigstens auch diese für den Leser nochmal verbessert darstehen.

Nur dann ist eine Wiederholung die sich einprägt. Folglich hätte nach dem bemerken des angeblichen Paatzers die Molltonleiter mit den Markierungen nocheinmal dargestellt werden müssen.

LG
Beastmaster

von felixsch
Hey,

Stimmt, das war eigentlich gar nicht so beabsichtigt, wäre schön wenn eine Moderator die fetten Töne "normalisieren" könnte ;)

Sorry, tut mir leid...
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