Erstellt: von mjchael »
30.08.2012, 12:04
Du nimmst die gleichen Akkorde die du auch fürs ganz einfache Akkordspielen nimmst.
Ebenso Bassläufe, Hammering und sonstige Verzierungen funktionieren genau so wie beim einfachen Akkordspiel. Und die Akkorde sucht man sich genau so heraus, wie man sie sich für normale Lieder raussucht.
Als Bass bevorzugt man üblicherweise den Basston, es sei den, man möchte irgendwelche Basslinien nachzeichnen.
Beim Wechselbass (denn man ja bei vielen Fingerstyle-Sachen benötigt) wechselt man meist zwischen dem Bass und einem weiteren Akkordton (Quinte oder Terz, oder sogar die Oktave). Dabei schaut man nicht immer nach den klassischen Stimmführungsregeln, sondern man nimmt die Töne die gerade praktisch sind, und ins Zupfmuster passen.
Dass man mal einen C oder einen C/G verwendet, das hat rein praktische Gründe. Liegt die Melodie recht hoch, kann ich problemlos das C im Bass nehmen, und das E (D-Saite 2. Bund) als Wechselbass nehmen, und habe immer noch das G (leere G-Saite) als zusätzlichen Füllton für das Zupfmuster. Liegt die Melodie tiefer, dann fällt immer ein Begleitton aus. Auf einige kann man verzichten, manche Begleittöne kann man über die Melodie legen, aber irgendwann sieht es dann doch mit den Begleittönen dünn aus. Dann weicht man gerne auf das C/G aus, und nimmt den G in den Wechselbass, und hat evtl. noch das E (D-Saite 2. Bund) als Füllton für die Begleitung.
Dass man den C/G aus klanglichen Gründen einsetzt, kommt erst im zweiten oder dritten Schritt, wenn man schon ein wenig vertrauter mit dem Picking ist. Da geht es dann aber eher darum eine Bassmelodie zu erzeugen, oder (eine Stufe anspruchsvoller) alle Harmonietöne zum erklingen zu bringen (Grundton Terz Quinte) und dafür weniger elegante Tonverdopplungen oder Powerchords zu vermeiden. Im Normalfall geht man aber immer irgendwelche Kompromisse ein.
Ein D/F# spiele ich eigentlich nur desshalb, weil das D im Bass (leere D-Saite) ja schon enorm hoch ist, und man gar nicht mehr viel Spielraum für die Melodie und evtl. noch ein paar harmonische Fülltöne hat. (Und sag jetzt ja nicht, man hat doch noch 3 höhere Saiten übrig! Denn was willst du machen, wenn die Melodie über dem D-Dur-Akkord gerade etwas tiefer ist? Da wird es halt für die Basstöne ziemlich eng.)
C / Am heißt hier nicht C mit Am im Bass. Das ist Unsinn oder nur was für die ganz ausgefuchsten Jazzer.
Es handelt sich schlicht und ergreifend um die typischen Dur und Moll-Akkorde, die zu einer Melodie mit dazu gehören.
F / Dm meint hier F oder die Mollparallele Dm
C / Am
G / Em
D / Hm
Bei der Tonart G-Dur fällt F und Dm weg.
Bei der Tonart C-Dur fällt D und Hm weg.
Das sind elementare Grundlagen, die du kennen solltest, wenn du dich ein wenig mit dem Aufbau von Tonleitern den darin möglichen Akkorden und dem Quintenzirkel beschäftigt hättest.
Fingerstyle ist in vielen Fällen ein Baukastensystem, welches Modular aufgebaut ist.
Man kann mit einfachen Grundakkorden, und einer schlichten Melodie schon etwas reißen.
Nix mit Bassläufen oder Hammering darin.
Aus "Dust in the Wind" kann man ein recht schönes Melodiepicking machen. Dabei unterscheidet sich die Begleitung kaum von der einfachen Picking-Begleitung.
Man muss es nur schaffen die Melodie irgendwie mit in das Zupfmuster unterzubringen.
Aber es funktioniert genau so wie beim Intro, dass ja auch nicht so schwer ist.
Wenn du so gar keine Ahnung von den ganzen Grundlagen hast, dann ist Arrangieren mit Fingerstyle einfach noch eine Schuhnummer zu groß für dich. Da musst du erst einmal hineinwachsen, und vorerst mal kleine Brötchen backen. Dazu gehört das heraushören von Akkorden, die Harmonisierung einfacher Melodien, das Nachspielen von vielen Fingerstyle-Stücken, das Beschäftigen mit den Grundlagen der Harmonielehre, und vielleicht auch mal das durcharbeiten eines oder zwei Lehrbücher für Fingerpicking oder Fingerstyle. Alles nur um mal ein wenig Erfahrung zu sammeln. Dann musst du nämlich nicht alles mit dem Kopf machen, sondern hast einiges einfach schon in den Fingern.
Wenn dir alle Grundlagen fehlen, kann man dir ja noch nicht einmal die einfachsten Sachen sagen, weil sich bei dir sonst gleich wieder hundert Fragen auftun, wo man wieder erst mal die Grundlagen klären muss.
Man nimmt sich nicht vor, Stücke wie die von Tommy Emanuel zu komponieren bzw. zu arrangieren, wenn man noch nicht mal in der Lage ist, aus einer einfachen Melodie wie "Es geht ein Bi-Ba-Butzemann" oder "Hänschen klein" auch ohne Notenvorlage und Akkorden ein einfaches Melodiepicking hinzubekommen.
Also beschäftige dich erst mal mit den Grundlagen.
Gruß Mjchael