03.05.2012
#284880
Ich muss nochmal nachhaken:
Du möchtest nicht wissen, welche Akkorde man nacheinander spielen kann.
Dann wäre die Antwort:
Am besten (einfachsten) welche, die zu einer Tonart gehören. Das Hilfsmittel dazu kennst du schon. (Quintenzirkel)
Sondern du willst Akkorde wissen, die man übereiander spielen kann, und die sich zusammen gut anhören.
Es gelingt dann, wenn der Grundakkord, und der aufgesetzte Akkord zusammen wieder einen wohlklingenden (oder besser: passenden) Akkord ergeben.
Bm7 besteht aus den Tönen B D F# A
Asus4 besteht aus den Tönen A D E
Du siehst, dass die Töne A und D schon im Akkord Bm7 enthalten sind.
Jetzt kommt zu dem Bm7 noch ein E hinzu. E ist die Quarte von B.
Also erhältst du als Gesammtakkord einen Bm7add4.
Nebenbei:
Jazzer würden den Akkord Bm11 nennen.
11 ist nichts weiter, als die Oktave der 4. (E eine Oktave höher)
Das ist die Kurzform für Bm7/9/11
Dabei geht man stillschweigend davon aus, dass hier die 9 unter den Tisch gefallen ist.
Man spielt im Jazz gerne Akkorde, die man aus Terzen auftürmt. (Also von einer Tonleiter jeden 2. Ton überspringt.)
Die Bm-Tonleiter besteht aus den Tönen
B C# D E F# G A B C# D E F# G A B
hab ich gleich zweimal hingeschrieben, damit man jeden zweiten Ton streichen kann
B - D - F# - A - C# - E - G
B D F# = Bm
B D F# A = Bm7
B D F# A C# = Bm7/9 oder kurz Bm9
B D F# A C# E = Bm7/9/11 oder kurz Bm11
B D F# A C# E G = Bm7/9/11/13b oder kurz Bm13b
Eine einzelne 11 oder 9 kann mal unter den Tisch fallen.
Fallen mehrere Töne unter den Tisch, arbeitet man lieber mit "add", welches besagt, dass man nur einen einzigen Ton hinzufügt, und nicht die ganze Terzschichtung.
Wie sich die Akkorde im einzelnen aufbauen, wann man ein "b" wann man ein "#" hinzufügen muss, ist Stoff für Jazz-Akkorde, und das geht schon sehr ins Eingemachte.
Ich bin jetzt auch davon ausgegangen, dass dein Bm zur D-Dur-Tonleiter bzw. zur Bm-Tonleiter gehört.
Würde es zur G-Dur oder zur A-Dur-Tonleiter gehören, würde man andere Intervalle benötigen. Wie schon gesagt, da geht es ganz schön ins Eingemachte. Oft arbeitet man aber nur mit den Tönen einer Tonart (modaler Jazz). Dann ist es etwas einfacher.
Lasse jetzt einfach mal von dem Bm13 nacheinander den tiefsten Ton weg
B D F# A C# E G = Bm7/9/11/13b oder kurz Bm13b
D F# A C# E G = Dj7/9/11 oder kurz Dj11
F# A C# E G = F#m7/9b oder kurz F#m9b
A C# E G = A7
C# E G = C#m
Das sind also alles Akkorde, die man recht gut übereinanderschichten kann, wenn ein Bm13b passt.
Hinzu kommen noch einzelne Varianten, die sich aus einer Kombination der Töne einer bestimmten Tonart ergeben, so dass du anstelle des hier ausgerechneten A7 auch ein Asus4 spielen kannst. (Das vorher gestrichene D wurde wieder hinzu gefügt.)
Da du einen Akkord schlägst, und den anderen Akkord zupfst, kannst du es auch so sehen, dass du über einen Bm7-Akkord mit einzelnen Tönen der D-Dur-Tonleiter (bzw. der Bm-Tonleiter) improvisierst, aber dabei nur so wenige Töne verwendest, dass diese für sich alleine zusammengenommen einen Asus4 ergeben.
Für den zweiten Gitarristen ist eigentlich die Bezeichnung Asus4 nicht ganz korrekt.
Der Gesamtklang ist ausschlaggebend, und das ist hier der Bm7 bzw. der Bm13b.
Der Asus4 ist nur eine Krücke - bzw. Lesehilfe für den Gitarristen.
Auch wenn jetzt alles ziemlich ins eingemachte geht, so ist auch das nur eine sehr grobe Vereinfachung.
In der Musik gibt es nämlich fast nichts, dass es nicht gibt.
Es kann schon sein, dass Musiker ganz absichtlich zwei Akkorde gegeneinander setzen, die harmonisch nichts miteinander zu tun haben. Aber zum einen kenne ich mich da nicht mehr aus (ich weiß nur, dass es so was beispielsweise in großen Orchesterwerken gibt), und zum andern würde dich so was auch nicht viel weiter bringen. Es wäre dann mehr Spekulation, als das was brauchbares bei rauskommt.
Mal grob vereinfacht, du kannst alle Akkorde kombinieren, die zu einer Tonart gehören. Sie ergeben dann einen gemeinsamen Akkord, der sich durch Terzschichtung erklären lässt. Am einfachsten gelingt dies, wenn die Akkorde einige Töne gemeinsam haben.
Ob es sich dann aber gut anhört ist letztlich Versuch und Irrtum.
Würdest du Klavier spielen, dann könntest du das Prinzip schon kennen. Wenn die rechte Hand beispielsweise Grundton und Quinte im Bass spielt, muss die linke Hand nicht unbedingt den Grundton und die Quinte wiederholen, sondern kann die restlichen Töne der Harmonie greifen. Isoliert betrachtet ergeben die Töne der linken Hand jedoch einen anderen Akkord, als der Gesamtklang.
Ich hoffe du konntest dem hier einigermaßen folgen.
Gruß Mjchael
Zuletzt geändert von mjchael am 03.05.2012, insgesamt 3-mal geändert.