Quintenzirkel-Workshop: Wie lernt und benutzt man den Quintenzirkel

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von mjchael
Angeblich ist es einigen Usern nicht möglich, den Artikel über den Quintenzirkel bei den Wikibooks zu lesen.
:arrow: Der Quintenzirkel

Daher habe ich diesen Artikel (der zum großen Teil von mir mitgestaltet wurde) noch einmal hier hinein kopiert.

Der Artilel steht als "Creative-Common" (CC) auf den Wikibooks zur Verfügung und darf unter gleichen Bedingungen (SA) weitergegeben werden sofern die Quelle (BY) genannt wurde.
by de.wikibooks.org/wiki/Musiklehre

Demnach ist auch dieser Text, obwohl er für das Forum leichte stilistische Abweichung vom Original hat CC-BY-SA und als Quellenangabe erwarte ich bei Zitaten ebenfalls die Wikibooks als Quellenangabe!

Quelle: http://de.wikibooks.org/wiki/Musiklehre ... ntenzirkel
Zuletzt geändert von mjchael am 19.02.2012, insgesamt 3-mal geändert.
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von mjchael
Bevor du dich mit dem Quintenzirkel beschäftigst, solltest du mal eben zwei oder drei Merksprüche auswendig lernen. Damit hättest du schon den größten Teil der Arbeit erledigt, um dir den alltäglichen Umgang mit der Musiktheorie erheblich zu erleichtern.

Für die Kreuztonarten (im Uhrzeigersinn)
Geh Du Alter Esel Hole Fische

Für die B-Tonarten (gegen den Uhrzeigersinn)
Frische Brötchen Essen Asse Des Gesangsvereins

Die beiden Merksätze sind gut, um Vorzeichen den Dur-Tonarten zuzuordnen.
Bild
Zwischen den Kreuz- und B-Tonarten liegt C-Dur ohne vorzeichen.
  • G-Dur-Tonleiter hat ein Kreuz (1. Wort "Geh")
  • D-Dur-Tonleiter hat zwei Kreuze (2. Wort "Du")
  • A-Dur-Tonleiter hat drei Kreuze (3. Wort "Alter") etc.
Die Parallelen Molltonarten leitet man sich von den Dur-Tonarten ab.
Das Em die Mollparallele von G-Dur, Am die Mollparallele von C-Dur, Dm die Mollparallele von F-Dur ist, das lernt man schon im Lagerfeuerdiplom und im Folkdiplom. Von daher lassen sich die anderen Molltonarten schnell mal eben vergleichen.

Molltonarten leitet man am besten von den parallelen Dur-Tonarten ab, und zwar durch Anwendung des Quintenzirkels, wie du noch unten sehen wirst.
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von mjchael
Der Nachteil dieser beiden Merksprüche ist, dass man eigentlich nur mal eben die Tonarten den Vorzeichen zuordnet. Alles andere, was man sonst noch aus dem Quintenzirkel ablesen kann ist recht umständlich. von daher empfehle ich euch, noch einen zusätzlichen Merksatz einprägt, und dieser Merksatz ist für Gitarrenspieler recht zu lernen.

Fähige clevere Gitarristen denken an ein Barré.

andere Musiker wenden den Merkspruch vielleicht mit "Geiger" und "Bogen" an.

Das gibt erst mal die Tonfolge
F C G D A E B

Der Einfachheit halber verwenden wir hier die englische Bezeichnung "B" statt unser deutsches "H".

Schreibe diese Buchstabenfolge drei mal hintereinander. Lass aber etwas mehr Platz, zwischen den Buchstaben als ich es hier im Forum tue.
F C G D A E B | F C G D A E B | F C G D A E B

Füge den ersten 7 Tönen ein "b" an, und den letzten 7 ein "#" an
Fb Cb Gb Db Ab Eb Bb F C G D A E B F# C# G# D# A# E# B#

Man erhält so drei mal hintereinander die gleiche Tonfolge: zuerst mit "b", dann ohne Vorzeichen, und zuletzt mit "#".
Alles lässt sich mit nur einem Merksatz bewerkstelligen.

In dieser Form aufgeschrieben (quasi den Quintenzirkel aufgerollt, und flach hingelegt) ist es nicht mehr ganz so leicht, die Vorzeichen den Tonarten zuzuordnen. Da muss man also die beiden oberen Merksätze im Hinterkopf behalten.
- C hat keine Vorzeichen
- nach links wachsen die Bes an
- nach reichts wachsen die Kreuze an
Aber es ist wesentlich leichter, alle möglichen anderen Informationen abzulesen. Nebenbei ist diese Form auch gut geeignet, den Quintenzirkel mal eben als Notiz auf Papier zu bringen.

Jeder rechte Nachbar ist eine reine Quinte aufwärts von seinem Vorgänger (genau 7 Halbtonschritte)
Jeder linke Nachbar ist eine reine Quarte aufwärts bzw eine reine Quinte abwärts (7 Halbtonschritte) von seinem Vorgänger entfernt.

Wenn du nichts mit Quinte und Quarte anfangen solltest, dann hole noch einmal die Intervalle nach!

Eine Quinte auf oder abwärts sind 6 Halbtonschritte
Praktischerweise zählst du nur die Bindestriche zwischen den beiden roten Tönen im Quintabstand.
F - F# - G - G# - A - A# - H - C - C# - D - D# - E - F - F# - G

Mit dem Auswendiglernen der drei Merksprüche hast du schon den größten Teil der Arbeit erledigt.

Jetzt musst du nur noch wissen, was du damit alles anfangen kannst.
Zuletzt geändert von mjchael am 28.07.2011, insgesamt 2-mal geändert.
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von mjchael
Frage 1: Welche Dur-Tonart liegt vor?

Nehmen wir an in dem Notensystem der Melodie stehen zwei Kreuze. Wir nehmen uns den Merksatz der Kreuztonarten vor, (Geh du alter Esel hole Fische). Das zweite Wort des Merksatzes beginnt mit einem D, also ist unsere gesuchte Tonart D-Dur.

Im Quintenzirkel sehen wir, dass ein Lied mit zwei Kreuzen der Tonart D-Dur entspricht.
Im inneren Kreis der oberen Grafik sehen wir, dass die parallele Moll-Tonart Hm entspricht.

Moll-Tonarten leitet man am besten von der parallelen Dur-Tonart ab.
s.u.
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von mjchael
Frage 2: Welche Dur-Akkorde sind in dieser Tonart zu erwarten?
Suche dir den Grundakkord einer Dur-Tonleiter heraus und nimm dir noch die beiden Nachbarn mit dazu.
Beispiel: C-Dur:
... Bb F C G D A E B ---

Beispiel: E-Dur:
... F C G D A E B F# C# G#...

Fertig!

Damit hast du die Tonika, Dominante und Subdominante einer Dur-Tonart gefunden. So einfach geht das. Die Namen sind lediglich Bezeichnungen, die das Verhältnis der verschiedenen Akkorde zueinander betiteln. Tonika = der Grundakkord, Subdominante = der Vermittelnde Akkord, Dominante = der Spannungs-erzeugende Akkord.

* Tonika - So benennt man den Akkord, auf dem ein Lied basiert. Jedes Stück ist in einer bestimmten Tonart geschrieben, z.B. D-Dur (mit zwei Kreuzen). Damit ist der D-Dur-Akkord die Tonika. Sehr häufig (aber nicht immer) beginnt und endet ein Stück mit der Tonika, und nicht selten ist die Tonika auch der häufigste bzw. am längsten gespielte Akkord in dem entsprechenden Stück. In der 3er-Gruppe im Quintenzirkel steht die Tonika in der Mitte.
* Dominante - Dieser Akkord wird benötigt, um zur Tonika zurückzuführen. Er erzeugt die größte Spannung in einer Akkordkombination, welche meist durch die darauf folgende Tonika wieder abgebaut wird. In der D-Dur-Tonart übernimmt der A-Dur-Akkord diese Funktion. Man erkennt diesen Akkord oft daran, das er eine 7 hat. z.B. A7. Sehr häufig wird nämlich die Spannung des Akkordes durch einen weiteren Ton (der Septime) verstärkt. Von der Tonika ausgehend ist die Dominante der nächste rechte Nachbar bzw. im runden Quintenzirkel der nächste Akkord im Uhrzeigersinn.
* Die Subdominante ist weniger spannungsreich als die Dominante, jedoch nicht der Ruhepol, den die Tonika darstellt. Er dient sehr gut als Übergang von der Tonika zur Dominante und umgekehrt. Wenn man sich in der Tonart D-Dur befindet, ist das der Akkord G-Dur. Von der Tonika ausgehend ist die Subdominante der nächste linke Nachbar im Quintenzirkel bzw. der nächste Akkord gegen den Uhrzeigersinn.

Da es sehr viele Lieder gibt, die nur mit drei Dur-Akkorden begleitet werden, hat man allein damit schon viel gewonnen.
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von mjchael
Frage 3: Welche Moll-Akkorde sind zu erwarten
In vielen Quintenzirkeln findet man die Moll-Akkorde im inneren Kreis genau den entsprechenden Dur-Akkorden gegenüber (siehe Grafik oben) . Diese drei Akkorde findet man aber nicht nur im inneren Kreis, sondern es sind auch die nächsten drei Akkorde im Quintenzirkel. Die Tonika-Parallele zu D-Dur ist dementsprechend H-Moll, Die Subdominanten-Parallele von G-Dur ist E-Moll und die Dominanten-Parallele von A-Dur ist Fis-Moll.

Die Tonikaparallele von D-Dur ist Hm. Es ist der mittlere der drei Moll-Akkorde und gleichzeitig der Grundton der parallelen Molltonart.

Die Tonika-Parallele ( = die Parallele Molltonart) ist gleichzeitig der Grundton einer Molltonart.
G D A - Em Hm F#m
Zuletzt geändert von mjchael am 19.02.2012, insgesamt 1-mal geändert.
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von mjchael
Frage 4: Mögliche Moll-Dominante
Eine Besonderheit gibt es bei der Dominante einer Molltonart zu beachten (hier F#m).
Wenn die Tonart nicht D-Dur sein sollte, sondern die Mollparallele von D-Dur, also H-Moll (welche ebenfalls im Notensystem zwei Kreuze hätte), dann kommt es sehr oft vor, dass die Dominantenparallele nicht als Moll-Akkord dargestellt wird (also nicht F#m), sondern als Dur-Akkord bzw. Dominantsept-Akkord gespielt wird. Also könnte aus dem Fis-Moll auch ein Fis-Dur bzw. Fis7 werden. (Dies ist eine typische Besonderheit bei Moll-Tonarten.) Also könnten die nächsten drei "Moll"-Akkorde auch Em-Hm-F#(7) sein.
Man kann für die Übersicht den Dominantseptakkkord (Dur7-Akkord) einer Molltonart in Klammern hinter der Dominantenparallele (in Moll) schreiben.

Der Dominantseptakkord einer Molltonleiter bedient sich an den Tönen einer anderen Tonleiter (und zwar der Dur-Tonleiter, bei der er normalerweise die Dominante wäre).

Anders ausgedrückt enthält der Dominantseptakkord tonleiterfremde Töne.
Man sieht heran, dass der Quintenzirkel kein starres Gebilde ist, und Gesetze aufstellt, die man unter keinem Umstand durchbrechen darf, sondern er zeigt Regeln auf, an denen man sich orientieren kann. Wobei sich das Wort "Regeln" hier von "Regelmäßigkeiten" ableitet.
Von daher muss man immer mit Ausnahmen, bzw. mit Erweiterungen dieser Regeln rechnen.

Aber wenn man länger mit dem Quintenzirkel umgeht, wird man sehen, dass er auch bei den Ausnahmen wertvolle Dienste tut. Aber das würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Grob vereinfacht kann man den Dominantsept-Akkord einer Molltonart als eine besondere Form der Zwischendominante betrachten. (Wer nicht weiß, was das ist, der soll sich bitte schlau machen. (Lagerfeuerdiplom: Lektion 8)

G D A - Em Hm F#m (F#7)

Da ich aber das mit dem Dominantseptakkord einer Molltonart immer im Hinterkopf habe, weil mir die Sache mit dem "melodischen und harmonischen Moll" immer präsent ist, brauche ich die zusätzliche Klammer nicht. Sondern mir reicht es zu wissen

"zuerst kommen die drei Dur- und danach die drei Mollakkorde"
zwei Dreiergruppen, wobei der Grundakkord / -ton jeweils in der Mitte steht.
G D A | Em Hm F#m

Doch ich behalte mir die Besonderheit der Moll-Dominante immer im Hinterkopf.

Beschränkt man sich auf das Tonmaterial einer Dur-Tonleiter, dann kann man nur 3 Dur- und 3 Moll-Akkorde bilden.

Man müsste der Vollständigkeit halber noch den verminderten Akkord auf der 7. Stufe (-mb5 bzw. m7b5) mit berücksichtigen. Doch dieser kommt (zumindest für den Hobbymusiker) eigentlich nur sehr selten zum Einsatz, so dass man diesen etwas stiefmütterlich behandeln darf.

Es sind genau diese 6 ermittelten Akkorde, die man am häufigsten innerhalb einer Dur-Tonart findet.

Es sind ebenfalls genau diese 6 ermittelten Akkorde, die man am häufigsten innerhalb einer Moll-Tonleiter findet, wobei man hier allerdings noch auf die Dominante achten muss, die als Dominantseptakkord vorkommt.
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von mjchael
Frage 5: Die 7 Töne einer Tonleiter
Um die Töne der D-Dur-Tonleiter zu ermitteln, reicht es, zu den 6 oben ermittelten Akkordnamen noch einen Ton (den nächsten im Uhrzeigersinn) mit hinzuzunehmen.
Anders ausgedrückt:
Von der gesuchten Durtonleiter nimmt man im Quintenzirkel einen Ton gegen den Uhrzeigersinn und 5 Töne im Uhrzeigersinn (macht mit dem Grundton zusammen die 7 Stammtöne der gesuchten Tonleiter).
G <-- D --> A E H F# C#

Die Reihenfolge entspricht natürlich nicht der Reihenfolge die man üblich bei einer Tonleiter erwartet, Aber es sollte ein Leichtes sein, die Töne richtig zu sortieren.
Aus der Reihenfolge im Quintenzirkel...

G D A E H F# C#

...wird richtig sortiert ...

D E F# G A H C# D
...für die D-Dur-Tonleiter und...

H C# D E F# G A H
...für die natürliche H-Moll-Tonleiter. (Molltonleitern leitet man sich am besten durch ihre parallelen Dur-Tonleiter ab.)

Es gibt (wie oben schon erwähnt) auch einen Akkord zum 7. Ton der Tonleiter (7. Akkordstufe einer Dur-Tonleiter) mit der Endung m7b5 also C#m7b5. Da er jedoch seltener zum Einsatz kommt, wird er oftmals vernachlässigt.
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von mjchael
Frage 6: Töne einer Pentatonik

Lässt man von der oben ermittelten Dur-Tonleiter (oder einer Moll-Tonleiter) die beiden äußeren Töne des Quintenzirkels weg, dann hat man die entsprechenden Töne der Pentatonik, die für die Improvisation gebraucht werden.

G D A E H F# C#

Die Töne einer Pentatonik liegen im Quintenzirkel alle nebeneinander.

D A E H F#

Diese ergeben richtig sortiert

für die D-Dur-Pentatonik
D E F# A H D

für die H-Moll-Pentatonik.
H D E F# A H


Man muss also nicht lange mühselig herumrechnen, welche Töne zu einer Tonleiter oder zu einer Pentatonik gehören, sondern man kann sie ganz einfach an dem Quintenzirkel ablesen.

Dafür braucht man nicht mehr als die oben genannten 3 Merksätze.
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von mjchael
Frage 7: Was für Septimakkorde (einfache Jazz-Akkorde) kommen üblicherweise vor

Jedem Akkord, welcher oben ermittelt wurde, kann man eine Septime zuordnen.
Diese Akkordendungen werden immer im folgenden Schema aufgefüllt:

j7 j7 7 - m7 m7 m7 - m7b5

Die Töne der C-Dur-Tonart sind (Fähige Clevere Gitarristen....)
F C G D A E B

Die zu erwarteten Septimakkorde sind demnach
Fj7 Cj7 G7 - Dm7 Am7 Em7 - Bm7b5 (oder deutsch: Hm7b5)

Und damit geht man schon über das hinaus, was der einfache Hobbygitarrist in seiner ersten Zeit braucht.

Auch weitere Intervalle werden nach einem ganz bestimmten Schema aufgefüllt. Auch hier hilft der Quintenzirkel weiter. Dieses würde aber den Rahmen dieser Übersicht bei weitem Sprengen, so dass man dieses (sofern es einen interessiert) einmal an anderer Stelle nachholen sollte.
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