Hat jemand Erfahrungen damit wenn den Tonabnehmer erst nachträglich einbauen zu lassen? Hab aber gehört da könnte der Klang sehr darunter leiden wie generell bei Gitarren mit Tonabnehmern.
Wer erzählt bitte so einen Bockmist?

Nu hab ich aber die Faxen dicke, grrrrrr.
Halte ich für ein unhaltbares Gerücht der "Klang-ist-Gott/Gitarre-ist-ein-Heiligtum-Fraktion".
Hab noch keinen selbst nachträglich eingebaut, aber das mach ich durch meine berufliche Erfahrung im Umgang mit Holz locker wett.
An der Gitarre geht weder was kaputt, noch wird der akustische Klang in Mitleidenschaft gezogen!
Ich seh einen Tonabnehmer als Aufwertung und nicht als Abwertung. Wer das nicht tut, okay, ist nicht mein Bier

Zum einen bekommt man dadurch auf der Bühne Bewegungsfreifraum, zum anderen kann man auch im Heimstudio schon viel mit einem Tonabnehmer anfangen. Die meisten der Systeme sind auch nur noch geringfügig feedbackanfällig und so gut wie rauschfrei. Hochwertige Tonabnehmer kommen auch schon mal in richtigen Studios zum Einsatz.
Die Hersteller (Shadow, B-Band, Schertler, Fishman, L.R.Baggs, Dimarzio, Schaller, Seymour Duncan, Takamine, Taylor, etc.) bieten viele unterschiedliche Systeme an. Da ist i.d.R. immer etwas dabei was den eigenen Ansprüchen, Vorlieben und dem Budget entspricht. Jedes System gibt es von Ultrabillig bis Deluxe-hoch-10. Der Qualität entsprechend eben.
Hier nur mal ein kleine Auswahl von den Tonabnehmersystemen für Akustikgitarren:
Easy und günstig: Tonabnehmer auf der Decke
- Tonabnehmer (Transducer) zum auf die Decke kleben mit einer knetartigen Masse die sich wieder rückstandsfrei entfernen lässt)
- Für spontane Einsätze
- klanglich muss man selbst den optimalen Punkt auf der Decke finden
- Kabel könnte im Weg sein.
- Arbeiten an der Gitarre: minimal
- es gibt Videos auf youtube wie man solche Abnehmer in ähnlicher Weise nachbauen kann
- Einbauschwierigkeit: easy
Medium-price: Tonabnehmer im Schalloch
- wird ins Schalloch eingesetzt
- klanglich ist man auch hier wieder auf "Experimentierfahrt"
- Klangcharakter noch nicht ganz natürlich
- hochwertigerer Klang als bei der "Aufklebmethode"
- Kabel könnte stören
- Arbeiten an der Gitarre: minimal
- Einbauschwierigkeit: easy
Teurer und hochwertiger: Tonabnehmer unterm Steg
- Der Preamp ist zugleich der Gurtpin. Das Loch des Gurtpins muss evtl. vergrößert werden.
- Der Nanoflex wird unter der Steg eingelegt, In den Stegschlitz wird ein 3mm kleines Loch gebohrt
- Batteriefach wird innerhalb der Gitarre mit Klettband angebracht
-
Sehr natürlicher Klang
- Arbeiten an der Gitarre: mittel
- Einbauschwierigkeit mittel: Für komplette Laien undurchführbar ohne geeignetes Werkzeug und Werkzeugerffahrung. Ja, auch richtig bohren will gelernt sein

Einbaukosten beim Gitarrenbauer ca. 50€
Komplettset: System mit EQ und Preamp in der Zarge, Tonabnehmer unterm Steg und extra Minimikro
- Sehr hochwertiges System, da mit zusätzlichem Mikro der Ton abgenommen wird
- Sehr natürlicher Klang, mehr Vielfalt da man Mikro und Stegtonabnehmerklang mischen kann
- Der Preamp muss in die Zarge eingearbeitet werden. Dazu wird eine Aussparung eingefräst
- Für den Tonabnehmer unterm Steg muss auch ein Loch in den Stegschlitz gebohrt werden
- Feedback kann durch die zusätzlichen Features wie "PhaseReverse" "NotchFilter" oder "FeedbackFrequenz" noch besser im Zaum gehalten werden
- Je nach Ausstattung und Güte dieser Systeme gibts es solche Komplettsets auch um einiges günstiger
- Arbeiten an der Gitarre: hoch
- Einbauschwierigkeit: hoch - Anfänger oder Werkzeuglaien sollten das lieber vom Gitarrenbauer machen lassen
Das höchste der Gefühle ist jedoch immer noch eine sauber und mit gutem Equipment mikrofonierte Gitarre. Da geht immer noch nichts drüber.
Des weiteren gibt es Preamps die nicht in der Zarge sondern unterm Rand des Schallochs angebracht werden. Z.B. diese hier
https://www.thomann.de/de/shadow_megasonic22.htm
https://www.thomann.de/de/shadow_sonic_nanomag.htm
Aber nun zum wichtigeren Teil:
Das Loch in der Zarge hat m.M.n. KEINE, aber auch GAR KEINE, Auswirkung auf den akustischen Klang, da hauptsächlich die Decke der Klanggeber ist. Der Boden hat den nächstgrößeren Anteil, dann erst die Zargen mit ca. 5-15%. Obwohl 15% auch fast noch zu hoch geschätzt ist.
Und nun rechne dir mal aus wie hoch wohl die Auswirkung eines 9 cm² großen Loches sein wird bei einer Zargenfläche von CA. 1.800 cm² (Die 1.800 sind ein gerundeter Wert, überschlagen anhand der Aussenmaße einer Dreadnought)
Das ist ein Verlust von ca. 0,5 % Fläche bei einem Klangelement das eh nicht Hauptklanggeber ist. Also liegt der reelle Klangverlust bei fast 0!
SO!
Dass es statisch irgendeine Auswirkung auf die Zarge hat sei auch mal dahingestellt. Und SOOOO HOCH ist die Druck- und Biegekraft in dem Zargenbereich nun auch wieder nicht. Die Teile werden mit 99%iger Wahrscheinlichkeit vorgeformt und nicht auf Spannung eingebaut. Da wird weder was reißen, aufplatzen oder einknicken wenn man da nachträglich ein Loch in die Zarge fräßt.
Über die 3mm-Stegschlitzbohrung will ich erst gar nicht reden. Ich sag nur Stegpinlöcher sind ja auch Löcher im Steg und Decke
Tonabnehmer die in die Stegeinlage gelegt werden haben auch keinen Einfluss auf den akustischen Klang. Die Schwingungsübertragung wird ja nicht unterbrochen.
Habs selber ausprobiert (hab den Streifen unter der Stegeinlage beim Saitenwechsel mal entfernt) und konnte keine Veränderung feststellen. Der Streifen ist ja auch nur hauchdünn.
Einzig bei den im und am Schalloch angebrachten Tonabnehmern ließe ich mich auf eine Diskussion ein wenn mir jemand verwertbare Messungen des Schingungsverlustes der Decke zeigen kann sobald so ein Teil angebracht wird. Ansonsten ist auch dieses Thema für mich nicht sehr diskussionswürdig.
Pfuuuuh, tat das gut das endlich mal loszuwerden
Kann man das vielleicht pinnen? Ich werd das nie wieder so zusammenbekommen
